Gott ist Liebe!

Ich bin G!liebt, G!liebt, und zwar von Anbeginn.

Ich bin G!liebt, gewollt, geführt, getragen.

Ich bin G!liebt, G!liebt ganz einfach weil ich bin,

von Gott G!liebt, und kann nur Danke sagen.

 

1. Nicht, weil ich so begabt bin, so besonders klug und gut.

Nein, er hat mich gemacht. Noch bevor ein Mensch mich ahnte, ausgedacht,

geschaffen als sein Bild: Eine Liebe, die mir vorbehaltlos gilt.

 

2. Nicht, weil ich so human bin, ehrlich, fromm und liebenswert.

Nein, er tat so viel mehr. Längst bevor ich Jesus liebte, liebte er:

Nahm meine Schuld auf sich. Eine Liebe, die ihr Leben gibt für mich!

 

3. Nicht, daß ich etwas leisten oder abbezahlen kann.

Nein, was ich hab' und bin, all das gebe ich zurück als Dank an ihn.

Wo Gottes Geist mich führt, wächst die Liebe, die nach außen sichtbar wird.

Text und Melodie: Birgit Dörnen

 

Dieses Lied vom G!-Kongress 1997 aus Nürnberg läßt sich leicht singen! Es hat eine eingängige Melodie und ist fast wie ein Ohrwurm. Und wenn man es mitsingt - vielleicht auch nur mit brummt - fühlt man sich dabei wie beschwingt und irgendwie leichter. Anschließend kriegt man den Refrain auch nicht mehr so leicht aus dem Kopf heraus. Er geht mit einem mit. Er setzt sich fest. Und er tut unendlich gut: Ich bin Geliebt, von Gott geliebt! Das läßt sich gut singen. Das läßt sich leicht singen. Aber das läßt sich viel schwerer glauben. Und noch viel schwerer leben!

Jetzt und hier und nachdem wir dieses Lied gesungen haben und die Melodie und der Refrain noch in uns nachklingen, da mag es uns vielleicht so richtig leicht und warm ums Herz geworden sein. Aber was wird nachher sein und was wird vor allen Dingen morgen sein, nachdem die Melodie verklungen ist und uns der Refrain nicht mehr einfallen will?

Gott ist Liebe! Davon singen unsere Lieder. Davon reden wir. Gott ist Liebe! So lesen wir es in der Bibel. Das bekennen wir. Das sagen wir weiter.

Aber glauben wir das auch: Das Gott nicht nur die Liebe ist, sondern daß er mich liebt? Das er mich meint, daß seine Liebe mir gilt? Und leben wir davon?

Ich weiß, daß man manchmal bei Predigten gedanklich auf Reisen geht und über das nachdenkt, was war oder was nachher sein wird. Und ohne es zu merken, verpassen wir so das Reden Gottes!

Deshalb mache ich jetzt hier erst einmal eine Pause. Und bevor ich gleich weiter rede, sollte sich jeder erst einmal zwei Fragen ehrlich beantworten:

Wo und wie wirkt sich das zur Zeit in meinem Leben aus, daß Gott mich liebt?

In welchen Bereichen meines Lebens fällt es mir schwer zu glauben, daß Gott mich liebt? Weshalb?

Ich weiß, daß waren keine leichten Fragen. Und vielleicht fiel dem einen oder anderen auch so schnell gar nichts dazu ein und er hat das ganze als Zumutung empfunden. Diese Fragen lassen sich auch nicht so schnell mal eben im Gottesdienst beantworten. Dafür braucht man Ruhe und Zeit. Und wer läßt sich schon gerne solche persönlichen Fragen diktieren? Aber genau darum geht es bei unserem Thema!

Gott ist Liebe! Aber eben nicht theoretisch und abstrakt und abgehoben und weit weg von meiner kleinen Welt und Lebenswirklichkeit. Seine Liebe gilt mir, dort wo ich bin und lebe! Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: "Gott begegnet mir immer dort, wo ich bin und nicht dort, wo ich sein möchte!"

Gott interessiert sich vielmehr für uns als für das, was wir uns für unser Leben vorgenommen haben. Und wir liegen ihm ständig mit dem in den Ohren, wo wir versagt haben und was wir jetzt auf jeden Fall ändern wollen, was wir besser machen wollen. Wir reden mit ihm über das, was war oder über das, was sein soll, anstatt mit ihm über das zu reden, was ist. Aber Gott ist vielmehr an uns als an unseren guten Vorsätzen interessiert. Er möchte von uns, seinen geliebten Kindern hören, wie es uns jetzt geht, was uns freut und was uns ärgert, was uns Angst macht und wo wir verletzt sind.

Aber wir kommen oft nicht zu Gott, wie Kinder zu ihrem Vater, sondern wir gehen zu Gott wie Arbeitnehmer zu ihrem Chef. Und mit unserem Chef führen wir nur Smalktalk, wenn er uns fragt, wie es uns geht. Mit unserem Chef reden wir über das, was wir getan haben und was wir vorhaben zu tun. Von unserem Chef bekommen wir entweder Anerkennung oder Kritik. Aber unser Chef wird uns niemals sagen, daß er uns liebt! Er wird uns bezahlen für das, was wir tun. Aber er wird uns keine Liebe schenken.

Jesus hat uns vor allem gesagt, daß Gott unser Vater ist (z.B. in Lukas 15), ein Vater, der uns liebt! Unser Vater im Himmel interessiert sich vielmehr für uns als für das, was wir für ihn tun!

Daneben sind mir noch fünf weitere Ursachen dafür eingefallen, weshalb es uns oft so schwer fällt, wirklich zu glauben, daß Gott uns liebt und weshalb wir oft nicht aus dieser Liebe heraus leben:

 

1. Wir haben uns an die Liebe Gottes gewöhnt!

Einige von uns leben seit Jahrzehnten mit dieser Gewißheit, daß Gott die Liebe ist und das Gott sie liebt. Ich selbst lebe auch schon seit 22 Jahren von Johannes 3, Vers 16: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.

Tragisch wird es nur, wenn wir uns daran gewöhnen, daß Gott uns liebt! Wenn es selbstverständlich für uns wird. Wenn die Tatsache, daß Gott uns liebt wie eine Fernsehwiederholung auf uns wirkt: Langweilig und abgestanden, wie kalter Kaffee! Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, daß eine 90jährige Frau den Film "Titanic" mittlerweile schon 73 mal im Kino angeschaut hat. Sie geht täglich in die Nachmittagsvorstellung, hat im Kino schon einen festen Platz und ruft lediglich an, wenn sie ausnahmsweise mal nicht kann.

73 mal Titanic. Ich habe manche Filme ja auch schon ein paar Mal gesehen. Aber 73mal und das Tag für Tag?

Es ist tödlich für uns, wenn wir uns an die Liebe Gottes gewöhnen! Jemand hat einmal gesagt: "Das Gegenteil von Liebe ist Langeweile!" Deshalb sterben Ehen und gehen Beziehungen kaputt, weil es langweilig geworden ist! Aber kein Mensch ist langweilig und noch viel weniger der Erfinder des Menschen: Der lebendige Gott!

Liebe lebt von Überraschungen. Liebe und Phantasie sind Zwillinge. Überraschen Sie doch Ihre Frau einmal! Tun Sie doch einmal etwas Verrücktes. Liebende sind ver-rückt, weg-gerückt vom tristen Alltagsgrau zu den Farben des Sommers.

Lassen wir uns doch von Gott überraschen, von seiner Liebe!

 

Auf einem StilleZeitbuch war vorne folgender Text aufgeklebt:

Wie geht es Dir? Ich will Dir diese Zeilen schreiben, um Dir zu sagen, wie sehr ich Dich liebe und welche großen Sorgen ich mir um Dich mache. Gestern sah ich Dich mit Deinen Freunden sprechen; ich wartete voller Hoffnung, daß Du auch mit mir sprechen würdest. Dann kam der Abend und ich gab Dir einen Sonnenuntergang als Tagesabschluß sowie eine leichte Brise, um Dich aufzuwärmen und, ich wartete, doch Du kamst nicht.

Oh ja, das hat mich verletzt. Aber ich liebe Dich immer noch, weil ich Dein Freund bin. Gestern sah ich Dich einschlafen. Heute wartete ich von neuem. Ich hätte mich gern zu Dir hingesetzt, um mit Dir zu sprechen, da ich Dir vieles zu sagen habe. Du bist spät erwacht und gingst zur Arbeit. Meine Tränen waren im Regen.

Heute scheinst Du so traurig, so allein zu sein; dies tut mir im Herzen weh, weil ich Dich verstehe. Weißt Du, meine Freunde ließen mich auch fallen und verletzten mich oftmals. Doch ich bin immer bei Dir.

Wenn Du mich nur hören könntest! Ich liebe Dich! Ich versuche es Dir im blauen Himmel oder im grünen Gras zu sagen. Ich flüstere es Dir in den Blättern, im Wind. Ich sage es durch die Blumen. Ich schreie es mit den Stürmen, den Bergen, und ich gebe den Vögeln ein Liebeslied zu singen. Ich bedecke Dich mit dem warmen Sonnenschein und das grüne Gras auf der Wiese mit einem frischen Duft. Meine LIebe für Dich ist tiefer als der Ozean und größer als die größten Städte, die Du Dir nur denken kannst.

Oh, wenn Du nur wissen würdest, wie gerne ich mit Dir gehen will und mit Dir reden möchte. Wir könnten die Ewigkeit miteinander verbringen.

In Liebe, Dein Jesus!

 

Wie zeigt uns Gott, daß er uns liebt?

durch die Bibel

vor allem aber durch den Tod seines Sohnes Jesus

aber auch durch seinen Heiligen Geist

und durch seine Schöpfung

auch durch andere Menschen

und durch Dinge, die uns im Alltag an ihn erinnern

Durch den Glauben wohne Christus in eurem Herzen. In der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet, sollt ihr zusammen mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt (Epheser 3, Verse 17 - 19).

Wir sollen in der Liebe Gottes verwurzelt sein, schreibt Paulus und von dieser Liebe her leben. Wir sollen das ganze Ausmaß der Liebe Gottes ermessen und verstehen lernen, den Raum der Liebe Gottes begreifen lernen, die größer ist, als das was wir Denken oder Fühlen können.

Dafür brauchen wir offene Augen und offene Ohren und vor allem ein offenes Herz!

 

2. Wir haben es gelernt, den Lügen über unser Leben mehr Glauben zu schenken als der Wahrheit!

Wodurch erhält ein Mensch seinen Wert? Was macht den Wert eines Menschen aus? Oder konkreter gefragt: Was macht Dein Leben wertvoll?

Die Bibel ist da eindeutig: Jesaja 43, Verse 3 - 4: Denn ich bin der HERR, dein Gott; ich, der heilige Gott Israels, bin dein Retter. Ich gebe Ägypten für dich als Lösegeld, den Sudan und Äthiopien noch dazu. Völker gebe ich für dich hin, ja die ganze Welt, weil du mir so viel wert bist und ich dich liebe.

Gott gab nicht andere, Gott gab sich selbst für uns: Römer 5, Vers 8: Wie sehr Gott uns liebt, beweist er uns damit, daß Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.

Dadurch erhält ein Mensch seinen Wert. Du und ich, und jeder einzelne Mensch, der über diese Erde geht, ist Gott einen ganzen Christus wert! So wertvoll sind wir, daß Gott sich in Jesus selbst für uns hingab. Christus starb nicht für uns, weil wir so gut oder anständig gewesen wären. Die Bibel sagt: Wir waren Sünder als Christus für uns starb. Römer 3, Verse 10 - 12: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts. Keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger. Kein Mensch - auch Du und ich nicht - haben Christus ver`ient! Gott gab sich in Jesus für uns hin, weil wir ihm das wert sind, weil er uns wirklich liebt!

Das ist die Wahrheit des Evangeliums. Das ein Mensch seinen Wert durch Christus erhält!

Aber wir haben es gelernt, den Lügen über unser Leben mehr Glauben zu schenken als dieser Wahrheit. Wir haben gelernt, daß unser Wert von unserer Leistung abhängt und von der Anerkennung anderer Menschen!

Auch wir Christen - die wir Christus haben, kennen und mit ihm leben - definieren uns in der Regel über das was wir leisten und wie andere uns sehen!

Hinter dieser - wie hinter allen Lügen - steckt der Vater der Lüge, der Teufel. Er beginnt immer mit Mißtrauen. Sollte Gott gesagt haben... Sollte das Kreuz reichen...

Wenn wir unseren Wert in Christus verlieren, machen wir uns abhängig von dem, was wir leisten und von der Anerkennung anderer Menschen!

Wenn das Kreuz nicht mehr reicht, müssen wir uns ein Denkmal bauen! Wenn der Gekreuzigte nicht mehr reicht, brauchen wir andere!

Christus ist gekommen, um die Werke des Teufels zu zerstören. Er ist gekommen, um uns zu zeigen, wie unendlich wertvoll wir dem lebendigen Gott sind. Er ist gekommen, um uns nach Hause zu führen, in das Vaterhaus der Liebe!

Wer wirklich glaubt, daß Gott ihn allein um seiner selbst willen liebt, ist frei, frei sich seinen Wert verdienen zu müssen und frei von der Anerkennung anderer Menschen.

Unser Problem ist - und das ist vor allem auch mein Problem - daß wir es gelernt haben, den Lügen über unser Leben mehr zu glauben als der Wahrheit des Evangeliums, die uns in die Freiheit führt.

Man hat es uns als Kinder schon beigebracht. "Wenn du mich wirklich lieb hast, dann würdest du dieses oder jenes für mich tun." Oder: "Du liebst mich nicht, sonst hättest Du dich nicht so verhalten!"

Wir haben es gelernt, den Lügen mehr zu glauben, als der Wahrheit des Evangeliums. Damals waren wir noch Kinder. Als wir in die Schule kamen, wurde unser Wert an den Noten abgelesen. Und wir bekamen 5 DM für die Zwei und Hausarrest für die Fünf. Wir lernten es und sogen es auf wie Muttermilch. So wurde aus der Arbeit als Lebensunterhalt mehr und mehr die Sinngebung menschlichen Lebens. Deshalb gibt es nicht nur finanzielle Katastrophen, wenn Menschen arbeitslos werden, sondern auch den Zusammenbruch des gesamten Lebens, wenn ich den Sinn und Wert meines Lebens von meiner Arbeitsleistung abhängig mache. Deshalb gibt es nicht nur körperliche Katastrophen, wenn Menschen krank werden, sondern auch den Zusammenbruch des gesamten Lebens, wenn ich den Sinn und Wert meines Lebens von meiner körperlichen Leistung abhängig mache.

Ich bin das wert, was ich leiste! Und wenn ich versage, wenn ich krank werde, arbeitslos, im Ruhestand bin, bin ich zwangsläufig wertlos und nicht mehr liebenswert!

Ich bin das wert, was andere über mich denken oder sagen! Und wenn ich kritisiert werde, nicht so beachtet oder sogar abgelehnt werde, bin ich zwangsläufig wertlos und nicht mehr liebenswert!

Wir haben es gelernt, diesen und anderen Lügen über den Wert unseres Lebens mehr zu glauben, als der Wahrheit des Evangeliums. Die ganze Werbung lebt davon! Unsere Gesellschaft ist auf Leistung aufgebaut!

Deshalb fällt es uns so schwer zu glauben, daß Gott uns wirklich liebt, ohne Leistung und ohne, daß wir etwas wieder gut machen müssen. Nicht, weil wir liebenswert sind, sondern weil er uns meint und weil er uns liebt, uns wie wir sind, und nicht uns, wie wir sein sollten!

Weil wir es gelernt haben, den Lügen zu glauben, wird in der Regel die Annahme der Wahrheit des Evangeliums mich auch nicht von heute auf morgen davon befreien.

Genauso wie wir es gelernt haben, etwas Falsches über uns zu glauben, müssen wir es jetzt lernen, daß Richtige zu glauben.

Wir hätten gerne ein einfaches Rezept, am liebsten per Knopfdruck und die Tatsache, daß Gott uns liebt ändert von einem zum anderen Moment radikal unser Leben.

Aber genauso wie wir es gelernt haben, den Lügen mehr zu glauben, müssen wir es jetzt lernen daran zu glauben, daß Gott uns liebt!

Wie lernt man?

Beim bloßen Zuhören = 20 %

Beim Hören und Sehen = 50 %

Beim Hören und Sehen und Sprechen = 70 %

Beim Hören und Sehen und Sprechen und Tun = 90 %

Es ist also nicht mit dem Hören allein getan. Wir müssen es sehen. Wir müssen es sagen. Und wir müssen aufgrund der Liebe Gottes leben lernen!

Das ist wie Autofahren! Die Theorie reicht nicht für die Praxis! Man muß sich wirklich hinter's Steuer setzen und fahren lernen.

Als ich gerade den Führerschein hatte, fuhr ich nur mit Angst. Vor allem Parklücken machten mir Angst, weil die immer zu klein waren. Am Anfang verstand ich auch nicht, weshalb ich so viele Gänge brauche. Ich kam mit dem ersten und zweiten vollkommen aus. Und eine Woche nachdem ich meinen Führerschein hatte, baute ich meinen ersten Unfall. Der Wagen war Totalschaden. Ich war am Boden zerstört und wollte mich nie wieder hinter das Steuer eines Autos setzen.

Dann lernte ich Ille kennen und ließ mich fahren. Es hat sehr lange gedauert, bis ich wieder selbst anfing zu fahren. Etwas, was am Anfang für mich äußerst hinderlich war, wieder fahren zu lernen, war mein ständiges Vergleichen mit Ille: "Die fährt so toll. Und ich reite mehr, als das ich fahre. Das schaffe ich nie, usw."

Damit wir wirklich glauben, daß Gott uns liebt und unser Leben von seiner Liebe her leben, müssen wir uns anfangen zu glauben, daß wir wirklich Gottes geliebte Kinder sind.

Das wird ein lebenslanger Lernprozeß. 22 Jahre lang lebe ich mit Johanns 3, Vers 16. Und erst jetzt ist mir erschreckend bewußt geworden, daß vieles was mich in meinem Leben mit Jesus und in meinem Dienst für Jesus antrieb, Lügen waren.

Ich wollte Jesus nicht enttäuschen!

Dabei ist Jesus nicht an meinen guten Absichten, sondern an mir interessiert! Und er starb ja gerade deshalb für mich, weil ich Gott und andere so oft enttäusche!

Ich wollte seine Liebe wieder gut machen!

Aber die Liebe Gottes haben wir weder verdient, noch können oder müssen wir sie jemals wieder gut machen. Sie ist ein unverdientes Geschenk!

Ich wollte ihm beweisen, daß ich es wert bin, geliebt zu werden!

Aber ich muß ihm nichts beweisen, weil ich in seinen Augen auch so wertvoll bin. Er ist mein Wert und nicht das, was ich für ihn leiste!

Verrückt nicht? Aber so sind wir! Wir haben es gelernt, den Lügen zu lange zu glauben und deshalb fällt es uns so schwer uns lieben zu lassen und von dieser Liebe her zu leben.

3. Wir haben Worte in uns, die unser Leben vergiften!

Worte sind nicht Schall und Rauch. Worte haben Macht und Auswirkungen. Jeder von uns lebt mit Sätzen, die ihn sein ganzes Leben lang schon geprägt und beeinflußt haben. "Glaubenssätze", die in uns eingepflanzt wurden, die uns begleitet haben, die uns antreiben und steuern. Worte, die andere über uns sagten, nicht einmal, sondern wieder und wieder, bis wir diesen Worten glaubten und diese Worte Macht über uns und unser Leben bekamen. Worte, die wir - oft ohne es zu merken - verinnerlicht haben.

Es gibt gute Worte - die Bibel nennt das Segensworte. Und es gibt schlechte Worte - die Bibel nennt das Fluch. Manchen fällt es schwer, daran zu glauben, daß Gott sie liebt, weil da ein Wort in ihnen lebt, daß immer und immer wieder das Gegenteil sagt. Worte, wie: "Das schaffst du nie!" Sätze, wie: Das habe ich doch gleich gewußt!" Oder auch: "Du bist schuld daran, daß es mir so schlecht geht!" Oder: "Du bist das schwarze Schaf in unserer Familie!" oder auch "Du bist unsere Prinzessin" und vieles ähnliche mehr, was wie ein Fluch über unserem Leben liegt und uns daran hindert, wirklich zu glauben, daß Gott uns liebt!

Solche Sätze - wenn es sie gibt - müssen erkannt werden. Die Macht dieser Worte muß gebrochen werden und sie müssen durch gute Worte - durch Gottes heilsame Worte - ersetzt werden.

 

4. Wir haben uns verletzt und eingemauert!

Jeder von uns hat Narben, die man nicht sieht. Manchmal eitern diese Narben und die Verletzungen brechen wieder auf. Alles, was wir erleben, speichern wir in uns auf, wie ein Computer auf die Festplatte. Vieles ist tief verbuddelt und versteckt. Aber manchmal bricht es wieder auf, alte Narben brechen wieder auf. Alte Ängste werden wieder wach. Und manches, was wir erlebt und erlitten haben, hat uns bitter gemacht, hart, enttäuscht, verängstigt oder auch hoffnungslos. Durch die Verletzungen der Vergangenheit haben wir uns für die Zukunft festgelegt. Die Bibel spricht von harten Herzen.

Je nachdem, wer uns verletzte und wie wir mit diesen Verletzungen umgegangen sind, haben wir uns im Laufe der Zeit einen Panzer angelegt, um nicht noch einmal dasselbe durchmachen zu müssen. Wir wollten uns schützen und haben nicht gemerkt, wie wir uns dabei selbst eingemauert haben und so noch nicht einmal mehr seine Liebe zu uns durchdringt.

Dabei ist Jesus nicht nur für unsere Schuld und unser Versagen ans Kreuz gegangen, sondern auch für all die Verletzungen, die wir mit uns herumschleppen.

Nach Lukas 4, Vers 18 beginnt Jesus seine öffentliche Laufbahn mit den Wort des Propheten Jesaja 61, Vers 1: Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung.

Weil Jesus für uns starb, müssen wir nicht mehr das tragen, was er für uns ans Kreuz getragen hat. Seine Liebe kann und will unsere zerbrochenen und verletzten Herzen heilen. Das einzige, was wir tun müssen, ist ihm die Tür zu den dunklen Kellerräumen unseres Herzens zu öffnen, ihn heran lassen an die Verletzungen unseres Lebens, damit er sie heilen kann!

Aber er wartet darauf, daß wir ihm diese Tür öffnen und tritt sie nicht ein, weil er uns liebt!

 

5. Wir haben Gottes Liebe mit seinen Gaben oder anderen Menschen verwechselt!

Gott hat uns nicht nur seine Liebe geschenkt. Er hat uns darüber hinaus das Leben und vieles andere geschenkt, was unser Leben ausmacht und reich macht. Aber so manches Mal haben wir seine Liebe mit seinen Gaben verwechselt und meinten, seine Liebe sei ablesbar auf unserem Kontoauszug, oder an unserem Gesundheitszustand, oder an unserem Familienstand, oder an der Zuwendung anderer Menschen.

Wir können von Luther lernen, worin die Liebe Gottes besteht, wenn es in der letzten Strophe seines Liedes "Ein feste Burg ist unser Gott" heißt: "Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib; laß fahren dahin, sie habens kein' Gewinn, das Reich muß uns doch bleiben."

Alles kann man uns nehmen - das schrieb schon Paulus in Römer 8, Verse 38 - 39: Denn ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. - aber nichts und niemand kann uns die Liebe Gottes nehmen. Nichts und niemand kann uns Christus nehmen, selbst wenn uns äußerlich alles genommen wird, Seine Liebe bis hin zum Kreuz kann uns niemand nehmen!

 

Wir müssen glauben lernen, daß wir Gottes geliebte Kinder sind. Und das ist und bleibt ein lebenslanger Lernprozeß. Wie weit wir in der Liebe Gottes zu Hause sind und ihr glauben und von ihr leben, können wir an folgendem Bibelwort ablesen, Johannes 4, 16b bis 18: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Darin ist unter uns die Liebe vollendet, daß wir am Tag des Gerichts Zuversicht haben. Denn wie er, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet.

Angst und Liebe schließen sich aus. Wenn wir immer noch Angst vor Gott, Angst vor seiner Strafe haben oder uns vor ihm schämen sind wir noch nicht in der Liebe Gottes zu Hause!

 

Wir müssen glauben lernen, daß wir Gottes geliebte Kinder sind. Und das ist und bleibt ein lebenslanger Lernprozeß.

mit dem Kopf seine Liebe bedenken und meditieren

  1. Korinther 13, Verse 4 - 7:

Seine Liebe ist geduldig und gütig.

Seine Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt, sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf.

Seine Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil.

Sie läßt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach.

Sie ist nicht schadenfroh, wenn anderen Unrecht geschieht, sondern freut sich mit, wenn jemand das Rechte tut.

Seine Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld.

 

Seine Liebe ist selbstlos

Mose 7, Verse 7 - 8 Nicht weil ihr zahlreicher als die anderen Völker wäret, hat euch der Herr ins Herz geschlossen und ausgewählt; ihr seid das kleinste unter allen Völkern. Weil der Herr euch liebt und weil er auf den Schwur achtet, den er euren Vätern geleistet hat, deshalb hat der Herr euch mit starker Hand herausgeführt und euch aus dem Sklavenhaus freigekauft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.

Seine Liebe ist freiwillig

Hosea 3, Vers 1 Der Herr sagte zu mir: Geh noch einmal hin und liebe die Frau, die einen Liebhaber hat und Ehebruch treibt. (Liebe sie) so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden und Opferkuchen aus Rosinen lieben.

Seine Liebe ist gerecht

Jesaja 53, Vers 5 doch wegen unserer Schuld wurde er gequält und wegen unseres Ungehorsams geschlagen. Die Strafe für unsere Schuld traf ihn, und wir sind gerettet. Er wurde verwundet, und wir sind heil geworden.

 

Wir müssen glauben lernen, daß wir Gottes geliebte Kinder sind. Und das ist und bleibt ein lebenslanger Lernprozeß:

mit dem Kopf seine Liebe bedenken und meditieren

mit dem Herz sich für seine Liebe entscheiden und öffnen

mit den Gefühlen ehrlich umgehen in Freud und Leid

1. Johannes 4, Vers 10: Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er hat seinen Sohn gesandt, damit er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere Schuld.



Krefeld, den 2. August 1998
Pastor Siegfried Ochs



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