Seelsorge an Petrus

Wissen Sie, was Petrus als erstes Ostern sagte? „Ich gehe fischen!“

Der erste überlieferte Satz, der von Petrus Ostern gesprochen wurde, heißt: „Ich gehe fischen!“ (Johannes 21, Vers 3). Das leere Grab am Ostermorgen reicht Petrus nicht. Auch das, nach dem Bericht des Johannes, so seltsam zusammengelegte Schweißtuch Jesu, bewirkt keinen Glauben. Weder eine Wallfahrt zur Grabesstätte noch das Grabtuch ersetzen die persönliche Begegnung mit dem Auferstandenen. Auch der Osterglaube der Frauen wirkt nicht automatisch ansteckend und fördert den eigenen Glauben zu Tage.

So kommt es zum persönlichen Gespräch unter vier Augen, zur Begegnung des Auferstandenen mit Petrus am See von Tiberias, Johannes 21, Vers 15 bis 17 (Einheitsübersetzung): Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!

Zum zweitenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebhabe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

Wir haben es hier in Johannes 21 mit einem seelsorgerlichen Gespräch zwischen Jesus und Petrus zu tun. Unserem Gespräch geht ein ordentliches Frühstück am See von Tiberias voraus, zu dem der leiblich von den Toten auferstandene Jesus seine Jünger, nach einem nicht anders als wundersam zu bezeichnenden Fischzug, einlädt.

Diese Geschichte erinnert geradezu an den Beginn ihrer Reise, als Jesus in das Leben dieser Männer tritt und sagt: „Ich brauch euch jetzt! Kommt und folgt mir nach!“

Lukas 5, Vers 1 bis 11 (Einheitsübersetzung): Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.

Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.

Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.

Drei Jahre lang hatte er so sein Boot links liegen lassen, war ihm gefolgt in Galiläa und Judäa. Petrus zog mit ihm durch Samaria, zuletzt hinauf nach Jerusalem an diesem verhängnisvollen Wochenende. Auf SEIN Wort hin hatte er alles gewagt, war aus dem Boot gestiegen, zog mitten in der Nacht im Garten sein Schwert und Malchus war um ein Ohr ärmer (Johannes 18, Vers 10), war zu allem und jedem bereit. Er wäre bis zum Ende mit ihm gegangen, bis ans Kreuz – wenn Er es nur zugelassen hätte - wenn da nur diese Nacht nicht gewesen wäre und diese Frau mit ihrer Frage und dieser Hahn, dessen Schrei er noch immer hört, nachdem er dreimal so erbärmlich versagte.

Danach war er, wie die anderen erst einmal abgetaucht, bis zu diesem Morgen, als die Frauen in aller Herrgottsfrühe ihn und die anderen aus dem Bett holten, und ein Geschrei wegen dem leeren Grab machten. Ja, er hatte es sich angeschaut. Johannes war mitgekommen. Gesehen hat er nichts. Gehört an diesem Tag noch viel.

Was blieb ihm denn noch? Was konnte noch passieren? Und irgend wovon musste er ja auch leben. So ging er zurück von Jerusalem nach Galiläa und tat das, was er am besten konnte, und was er vorher ja auch schon machte: Er ging wieder fischen!

Und nach dieser Nacht, müde, mit leeren Netzen, enttäuscht und hungrig steht da einer am Ufer und fragt nach etwas zum Essen. Als sie achselzuckend sagen, dass sie auch nichts haben, macht er ihnen Mut, es nochmals auf der rechten Seite zu versuchen. Warum sie es tun – nach dieser Nacht – wird nachher von ihnen keiner mehr so richtig wissen, aber was sie jetzt erleben, vergessen sie niemals. Es ist wie ein Dejavue-Erlebnis. Das gab es doch schon einmal nach einer erfolglosen Nacht. Und als sie auf den Ratschlag eines Fremden, es mit dem Fischen nochmals wagten, waren die Netzte anschließend so voller Fische, dass sie damit fast untergegangen wären. Johannes fällt es als ersten wie Schuppen von den Augen: „ER ist es. Es ist der Herr!“

Jetzt schließt sich der Kreis. Das Ende wird zum Anfang. Was gestern – vor drei Jahren galt – setzt sich also fort, fängt scheinbar wieder an. Wie damals, als er sie in die Nachfolge berief.

Jetzt hält Petrus nichts mehr. Er springt ins Wasser und schwimmt seinem Herrn entgegen. So kennen wir ihn. Immer vorneweg. Die anderen folgen mit dem Boot. 153 große Fische zählen sie, und das Netz hat diesmal gehalten. Mit Jesus – so lernen sie wieder einmal – gibt es mehr als genug, wie damals bei der Speisung der 5000 oder auf der Hochzeit zu Kana. Was sie nicht schafften, schafft ihr Herr. Wo sie in eigener Kraft und menschlicher Stärke nichts fischen, da reicht sein Wort, um ihnen das Netz zu füllen.

Am Ufer brennt ein Feuer, und es gibt Brot und Fisch. Jesus macht Frühstück für seine Leute. Sieben an der Zahl: Petrus, Thomas und Nathanael. Jakobus und Johannes, die beiden Söhne des Zebedäus und zwei, deren Namen wir nicht erfahren.

Wieder bedient sie ihr Herr. Er ruft sie zu Tisch. Er teilt das Brot. Er reicht ihnen den Fisch. Auch Petrus darf am Kohlenfeuer Platz nehmen. Dies seltene Wort wird nur hier und bei dem Verrat in Kapitel 18, Vers 18 gebraucht. Petrus darf sich wieder an das Kohlenfeuer setzen, das diesmal nicht verrät, sondern wärmt und nährt.

Der von Petrus Verleugnete wird jetzt für ihn zum Therapeuten. Jesus macht mit Petrus Trauerarbeit: positive Wiederholung gegen den Wiederholungszwang der Schuld. Dieser Vorgang schmerzt – denn Petrus versteht noch nicht die Gegenfrage, schon gar nicht in ihrer dreifachen Härte.

© Lothar Steiger, Erzählter Glaube, Gütersloh 1978, Seite 72 zitiert in Texte zur Bibel 4 „Seht, euer Gott“, Seite 47

So nimmt er ihn zur Seite, entfernt sich von den anderen und führt mit ihm ein Gespräch unter vier Augen.

Er spricht ihn nicht als Petrus, sondern als Simon, den Sohn des Johannes an, um damit deutlich zu machen, jetzt geht es nicht um dein Amt, um deine Mitarbeit, um deine Position im Jüngerkreis, jetzt geht es um dich und nicht um deine Funktion. Dich meine ich, der du bevor du Petrus sein kannst, zuerst einmal Simon bist und aus einer ganz bestimmten Familie kommst.

Jetzt geht es nicht um deine Aufgaben, um Pläne und um Aktionen, um Kampf und Visionen, jetzt geht es um dich als Person, um dich als Mensch mit deiner Familiengeschichte und Vergangenheit. Es geht auch um deine Schuld und um dein Versagen. Simon, jetzt geht es um dich!

Dich meine ich, wirklich dich. Nicht deine Aufgaben und deinen Einsatz. Ich meine dich, so wie du bist, wie du wirklich bist!

Unser Gespräch in Johannes 21 ist ohne die Verleugnung des Petrus nicht zu verstehen. Darauf nimmt Jesus hier Bezug ohne die Verleugnung, den Verrat des Petrus namentlich zu erwähnen. „Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (Johannes 13, 38) sagt Jesus dem Petrus vor seiner Verhaftung und nach dem letzten Abendmahl. Genauso kam es ja auch: Und Petrus erinnerte sich an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich (Lukas 22, 61 - 62).

So wird Petrus hier in Johannes 21 dreimal von Jesus gefragt, dreimal nach seiner Liebe befragt:

- Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?

- Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?

- Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?

Die erste Frage zielt auf seine Führerrolle im Jüngerkreis, auf das Vorpreschen des Petrus, auf die großen Worte eines starken Mannes, der immer wieder auf die Nase fiel: Liebst du mich mehr als diese? Wir werden an seine großen Worte erinnert, an sein Voranmarschieren im Jüngerkreis und an seine Verleugnung. Wie sieht's aus Simon: Willst du immer noch etwas Besonderes sein, größer als die andern, wichtiger als die andern, schneller als die andern: Liebst du mich mehr als diese?

Petrus kann nicht lügen, und so sagt er wahrheitsgemäß: Ja, ich habe dich lieb!

Dreimal bekennt Petrus seine Liebe zu Jesus. Aber er behauptet nicht mehr, dass er ihn mehr liebt als die anderen. Er wagt auch nicht zu sagen: Ich liebe dich, so wie du mich liebst, so voller Selbsthingabe!

Im griechischen gibt es drei Worte für Liebe:

Agape = die göttliche, aufopfernde Liebe, die sich vor allem im Leben und Sterben Jesu zeigte!

Philia = die freundschaftliche Liebe

Eros = die erotische und von Sympathie bestimmte Liebe.

Zweimal fragt Jesus nach der göttlichen Liebe und dreimal antwortet Petrus darauf mit der freundschaftlichen Liebe, mit Philia. Beim dritten Mal fragt Jesus ebenfalls nach der freundschaftlichen Liebe.

„Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?“

„Liebst du mich so, wie ich dich liebe?“ Bei der zweiten Frage, sagt Petrus wahrheitsgemäß: „Ja. Ja, ich habe dich lieb. Aber nicht so hingebungsvoll, so aufopfernd wie du. Ich hab dich einfach lieb.“

Die dritte Frage trifft Petrus ins Herz: „Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?“ Jetzt fragt Jesus nicht mehr nach der göttlichen Liebe, nach der Agape, nach aufopfernder und hingebungsvoller Liebe. Er fragt seinen Jünger einfach, ob er ihn lieb hat! So wie Petrus weiß, dass Jesus sein Versagen und seine Schuld kennt, seine Verleugnung und seinen Verrat, so hofft er jetzt darauf, dass Jesus auch um seine Liebe weiß! Anders als bei den beiden Malen vorher, sagt Petrus nicht mehr so lautstark „Ja, Herr, du weißt.“ Sondern jetzt sagt er: „Herr, du weißt alles; du weißt, ich habe dich lieb!“

Dreimal wird Petrus von Jesus nach seiner Liebe befragt. Ob er ihn mehr liebt als die anderen, ob seine Liebe so hingebungsvoll ist, wie die seines Herrn, letztlich ob Petrus ihn wirklich lieb hat?

Und die Antwort auf diese dritte und letzte Frage ist entscheidend: Brennt dein Herz für mich? Hast du mich lieb? Petrus beruft sich nun nicht mehr, wie früher so oft, auf seine Stärke, sein Wissen, seine Führerrolle. Hier ist Petrus jetzt ganz klein, nicht mehr Amtsperson und Mitarbeiter, sondern vor allem Mensch und Person, der Simon eben, der Sohn des Johannes. Hier trumpft Petrus nicht mehr mit seinem Wissen und seiner Erkenntnis auf, mit seiner Kraft und Stärke. Hier steht er jetzt mit leeren Händen vor seinem Herrn: „Herr, du weißt alles!“

Das ist entscheidend! Mein Wissen ist begrenzt. Meine Vorsätze sind Schall und Rauch. Ich habe dich verleugnet und verraten. Es kommt nicht auf mich an! Alles kommt auf dich an. Du weißt alles. Du bist der Herr. Du weißt, ich hab dich lieb!

Und nach dem Bekenntnis des Petrus, dass er Jesus lieb hat, wird er zum Dienst berufen: „Weide meine Lämmer!“ – „Hüte meine Schafe!“ – „Weide meine Schafe!“

Petrus darf den erfahrenen Schmerz wettmachen, darf seine dreimalige Verleugnung abarbeiten. Das ist reale Vergebung, die so verfährt. Nicht sagen, dass nun alles vergessen sei, sondern die tödliche Erinnerung durchgehen und die wunden Punkte heilen, Schritt für Schritt, Satz für Satz, Medizin tropfenweise, mit Zählen, Wiedergutmachung von Tränen. Bittere Wiederholung, frohmachende Trauerarbeit, auch wenn einer zuerst traurig werden muss.

Dreimal erklingt die schmerzliche Frage: „Hast du mich lieb?“ Wie ein Kind fragt Jesus und fragt doch nicht allein, um geliebt zu werden, sondern um den Leidenden das Lieben zurückzugeben.

Dies ist die Erzählung von der Heilung und neuen Sendung des Petrus, damit er nun wahrmachen kann, was er beim letzten Mal so vollmundig versprach, und was dann so kläglich scheiterte.

© Texte zur Bibel 4 „Seht, euer Gott“, Aussaat- und Schriftenmissionsverlag Neukirchen-Vluyn 1988, Seite 47

Wir können ohne ein brennendes Herz für Jesus nicht wirklich als Christen leben. Ohne ein brennendes Herz für Jesus verkommt unser Glaube und Christsein zu Durchhalteparolen und Appellen. Ohne das wir Jesus wirklich lieb haben, sind wir als Christen nicht lebensfähig.

Deshalb ist dieses Gespräch mit Petrus so wichtig! Denn ohne das Petrus begriffen hätte, dass alles auf Jesus ankommt, und es nicht um seine Kraft und sein Können, sein Wissen und seine Führerpersönlichkeit geht, wäre er später über kurz oder lang hoffnungslos gescheitert. Das A und O im Leben eines Jüngers ist nichts anderes, als das wir Jesus lieb haben, ein brennendes Herz für Jesus haben!

Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Diese Frage gilt nicht nur einem Petrus. So fragt Jesus auch mich und dich an diesem Ostertag! Jesus fragt nicht nach unserer Mitarbeit, nicht wie viel Geld wir für die Gemeinde geben, ob wir uns schon endlich zur Mitgliedschaft entschlossen haben, ob und wie wir getauft sind, ob wir um unsere geistlichen Gaben wissen, und wie wir sie einsetzen. Das alles ist wichtig und hat seinen Platz. Aber ohne Liebe ist alles wertlos, Stückwerk und Selbstbeweihräucherung. Deshalb fragt er immer wieder danach, ob wir ihn lieb haben!

Dieses Gespräch wird Petrus nie vergessen. Danach ist Petrus kein anderer. Er bleibt eine Führungspersönlichkeit. Man muss sich nur einmal die beiden Petrusbriefe anschauen oder die Berichte in der Apostelgeschichte lesen. Aber eins hat er gelernt: Jedes Mal, wenn er wieder nur an sich und seine Möglichkeiten glaubt, wird er versagen, heillos! Er hat an diesem Morgen vielleicht zum ersten Mal begriffen, was Gnade heißt. Das man sich den Himmel nicht verdienen kann. Das bei Gott nicht unsere Leistung, sondern unser Herz zählt. Es war schwer für ihn, seinem Herrn in die Augen zu schauen und dreimal auf seine Fragen zu antworten. Aber nur so konnte auch das Schwerste für ihn gelingen: sich selbst zu vergeben.

Damit haben Menschen – wie Petrus – starke Menschen und vielleicht vor allem auch Menschen mit hohen Idealen – die größte Schwierigkeit. Sie können an die Vergebung Gottes glauben. Sie schaffen es sogar anderen Menschen zu vergeben. Aber sie schaffen es fast nicht sich selbst zu vergeben, es auszuhalten und anzunehmen, dass auch sie Sünder sein dürfen und versagen werden.

Nach diesem Erlebnis konnte Petrus später in seinem 2. Brief schreiben, 2. Petrus 1, Vers 3 (Hoffnung für alle): Alles, was wir brauchen, um ein Leben zu führen, wie es Gott gefällt, hat uns Christus geschenkt. Denn durch ihn haben wir Gott kennen gelernt, der uns in seiner Macht und Herrlichkeit zu einem neuen Leben berufen hat.

Nicht das, was ich tue oder sage ist entscheidend, sondern das, was Gott mir in und durch Christus geschenkt hat.

Seine Liebe verwandelt mein dunkles Gestern in einen hellen neuen Morgen. Ich muss nicht mehr stark und mächtig sein. Bei Jesus darf ich einfach ich selbst sein und ganz ehrlich werden.

Danach geht Jesus noch kurz auf das ein, was Petrus damals vorschnell und allzu vollmundig sagte: „Und wenn ich mir dir sterben müsste“ – „Ja Petrus, du wirst zum Märtyrer für mich werden. Aber anders als du damals dachtest, nicht überheblich und von dir selbst überzeugt, nicht vorneweg, sondern von anderen geführt!“

Jetzt schließt sich der Kreis, als ER ihn anschaut, und es ihm wieder sagt: „Komm jetzt und folge mir nach!“



„Du wirst Menschen fangen“, hat er zu mir gesagt. Und ich ließ meine Netze liegen, ging ihm einfach nach. Auf sein Wort hin, da hab ich es gewagt.

„Du sollst Petrus heißen“, hat er zu mir gesagt. Ein Felsen, wie ein Fundament, das die Gemeinde trägt. Welch großes Wort! Ich hab nicht nachgefragt.

Ein Fischer, den man „Felsen“ nennt. Charakterfest wie Stein. Ein Jünger, der den Meister kennt, das wollt ich gerne sein.

„Du wirst leugnen, mich zu kennen“, hat er mir gesagt. Da schrie ich auf: „Herr, eher sterb´ ich!“ Doch er blieb dabei. Sein letztes Wort. Ich hab mich laut beklagt.

Er betete im Garten und ich schlief dabei ein. Sie nahmen ihn gefangen. Ich blieb zurück. Allein. Sie wollten ihn verhören. Ich schlich mich vor das Haus. Da sprach mich eine Magd an: „Hey du! Du siehst so aus wie einer, der mit Jesus ging.“ Sie schlossen um mich einen Ring, ein Netz, in dem ich mich verfing. Da schrie ich laut hinaus: „Ich kenne diesen Menschen nicht! Bei Gott, wer ist der Mann?“ Ich schwor dreimal, dann schwieg ich still. Da plötzlich – schrie der Hahn.

„Du wirst Menschen fangen“ – im Netz da hing nur ich. Der Felsen lag zerbrochen da, zertrümmert, so wie mein gebrochnes Wort. Ich weinte bitterlich.

Ich konnte ihm nicht folgen. Am Kreuz war er allein. Verraten und verlassen. Musste das so sein? Wir waren seine Freunde und ließen ihn im Stich. Ich wollte für ihn sterben. Doch dann starb er für mich. Ein toter Herr, drei Tage lang. Verflogen war mein Tatendrang. Mir war nur um mich selber bang. Da trat er in den Raum. Wie das geschah? Ich weiß es nicht. Auf einmal war er da. „Habt keine Angst mehr“, sagte er. „Nichts ist mehr, wie es war!“

„Du wirst Menschen fangen“, hat er zu mir gesagt. Und ich ließ meine Ängste liegen, lief aus dem Versteck. Auf sein Wort hin, da hab ich es gewagt.

Ein Fischer, den man „Felsen“ nennt. Charakterfest wie Stein. Das glaubt nur der, der mich nicht kennt. So kann ich niemals sein.

Ein Hahn, der kräht es laut hinaus: Du bist kein Glaubensheld. Doch Christus hat dich auserwählt. Nun geh und bau sein Haus!

© aus CD „Drei Tage“ von Johannes Nitsch, Text: Martin Buchholz-Fiebig, Hänssler Verlag, Holzgerlingen 1994



Krefeld, den 27. März 2005
Pastor Siegfried Ochs



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