Luft holen! Sieben Wochen ohne
Panik - Singen (als mp3)
(als pdf)
„Nur
der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagt man. Und der singt natürlich auch dabei!
Dazu
gab es auch gleich eine entsprechende Gegenkampagne: „Der frühe Vogel kann mich
mal!“
Nun
ist das mit dem Singen so eine Sache. Während meiner theologischen Ausbildung
gehörte jeder Schüler automatisch zum Bibelschulchor. Ob man sich für
musikalisch oder unmusikalisch hielt, spielte dabei keine Rolle. Die gemeinsame
zweistündige Chorstunde gehörte für alle während der gesamten vierjährigen
Ausbildung zum Pflichtprogramm. Wenn ich mich richtig erinnere, fand die
Chorstunde wöchentlich immer am Freitag kurz vor dem Mittagessen statt. Diese
Chorstunde war für mich immer ein echter Angang. Vor allem, wenn ich vor dem
Mittagessen ins Wochenende starten wollte und mit Ille ohne Beobachtung seitens
der Bibelschule Zeit verbringen wollte. Aber irgendwie haben wir das ja auch
überstanden.
Dabei
ist Musik für mich nicht unwichtig und gerade an den Tiefpunkten war sie oft
mein einziger Halt. So war es auch 1989. Ille war aufgrund einer
Erschöpfungsdepression zur Kur in Gunzenhausen und ich wurde zeitgleich mit dem
Wechselwunsch einer meiner Gemeinden in einer Gebietsarbeit konfrontiert. Man
wollte mich wegloben und ich stürzte in ein tiefes Loch, weil ich einen Wechsel
zur damaligen Zeit überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Die Art und Weise,
wie damals mit mir umgegangen wurde, erschütterte mich zutiefst und stürzte
mich auch in eine tiefe Glaubenskrise.
Ich
hatte bis zu diesem Zeitpunkt immer noch ideale Vorstellungen von einer
christlichen Gemeinde. Ich dachte, der Satz aus Apostelgeschichte 4, Vers 32
(LUT): Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz
und eine Seele würde tatsächlich so von den christlichen Gemeinden
gelebt. Umso mehr traf mich jetzt die Art und Weise, wie ich abserviert werden
sollte. Nicht nur mein christliches Idealbild zerbrach. Auch mein Glaube geriet
ins Schlingern und ich fragte mich: „Weshalb hatte Gott das so zugelassen? War
er noch auf meiner Seite?“ In mir war es nur noch dunkel und ich sah kein Land
mehr.
Mein
Arzt schrieb mich krank und ich deckte mich in dieser Zeit mit diversen Platten
von Heinz-Rudolf Kunze, Peter Maffay, Udo Lindenberg und anderen ein. Die Bibel
rührte ich in dieser Zeit nicht mehr an. Fromme Musik konnte ich nicht
ertragen. An Beten war für mich nicht mehr zu denken.
Nur
diese Musik erreichte mich noch, und Gott gebrauchte sie, um mich anzusprechen,
wieder auf die Füße zu stellen und mir neuen Lebenswillen einzuflößen. Vor
allem das Lied von Heinz-Rudolf Kunze „In der Lobby ist noch Licht“ wurde dabei
wichtig für mich:
„Mitten in der Nacht,
in der Lobby ist noch
Licht,
die Dunkelmänner machen
Politik.
Realos tragen Rolex,
Realos schlafen nicht,
die Lobby ist der
Führerbunker im Kontenkrieg.“
letzter
Zugriff 17.03.2025: https://werkzeug.heinzrudolfkunze.de/musik/songs/lobbyistnochlicht.html
Und
das Lied „Kadaverstern“ hat mich damals tief angerührt:
„Für euch bin ich gestorben
und muss in jedem Käfig
wiederauferstehn
mein Auge hat
geleuchtet
und keiner hat in dem
Moment hineingesehn.
Für euch bin ich
gestorben
ganz
langsam,
doch der Schornstein hat nur kurz geraucht
kein Mond, um dran zu
heulen
ich hab
nur nackte Neonröhren angefaucht.“
letzter
Zugriff 17.03.2025: https://werkzeug.heinzrudolfkunze.de/musik/songs/kadaverstern.html
So
konnte ich langsam im Keller meiner depressiven Dunkelheit wieder Licht sehen
und neuen Mut und Glauben schöpfen. Sicherlich war dabei die Entscheidung der
Bad Laaspher Gemeinde nicht unwesentlich. In einer kurzfristig einberufenen
Gemeindeversammlung beschlossen sie, mich zukünftig als Gemeinde allein zu
bezahlen. So lief die Aktion der Hardliner-Gemeinde ins Leere und meine Zeit
wurde um die Hälfte verlängert. Letztlich ein Riesengeschenk.
Ähnlich
– wenn auch anders – ergeht es Jona. Nach seinem gescheiterten Fluchtversuch
vor Gott, befindet er sich im Bauch eines Fisches. Jona 2, Vers 1 bis 11 (HfA): Der HERR ließ einen
großen Fisch kommen, der Jona verschlang. Drei Tage und drei Nächte war Jona im
Bauch des Fisches. Dort betete er zum HERRN, seinem Gott:
»Ich schrie zum HERRN, als ich nicht mehr aus noch ein wusste,
und er antwortete mir in meiner Not. Ich war dem Tode nah, doch du, HERR, hast
meinen Hilferuf gehört! In die Tiefe hattest du mich geworfen, mitten ins
Meer, rings um mich türmten sich die Wellen auf; die Fluten rissen mich mit und
spülten mich fort.
Ich dachte schon, du hättest mich aus deiner Nähe verstoßen und
ich würde deinen heiligen Tempel nie wiedersehen. Ja, die Strudel zogen
mich in die Tiefe, bis ich fast ertrank. Seetang schlang sich mir um den
Kopf; bis zu den Fundamenten der Berge sank ich hinab in ein Land, dessen
Tore sich auf ewig hinter mir schließen sollten.
Aber du, HERR, mein Gott, hast mich heraufgezogen und mir das
Leben neu geschenkt! Als ich schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, dachte
ich an dich, und mein Gebet drang zu dir in deinen heiligen Tempel. Wer
sein Heil bei anderen Göttern sucht, die ja doch nicht helfen können, verspielt
die Gnade, die er bei dir finden kann. Ich aber will dir Danklieder
singen und dir meine Opfer darbringen. Was ich dir versprochen habe, das will
ich erfüllen. Ja, der HERR allein kann retten!«
Da befahl der HERR dem Fisch, Jona am Meeresufer
auszuspeien.
Dass
die Redaktion von „Sieben Wochen ohne“ beim Wochenmotto „Singen“ ausgerechnet
Jona 2 als biblische Grundlage ausgesucht hat, empfinde ich schon als sehr
abenteuerlich und äußerst gewagt. Zum Thema „Singen“ gibt es wahrlich bessere
und zutreffendere biblische Beispiele, wie z.B. das Lied des
Mose (2. Mose 15,1-21), das Lied der Debora (Richter
5,1-31), den Lobgesang der Hanna (1.
Samuel 2,1-10) oder auch das Danklied des Hiskia
(Jesaja 38,9-20) und sicherlich nicht zuletzt Marias
Lobgesang (Lukas 1,46-55).
Aber
dafür dieses „Fischgebet“ von Jona, der „tauben Nuss“ auf der Flucht vor Gott zu
nehmen, halte ich schon für äußerst gewagt.
Das
wird leider auch durch die dritte Fastenmail von Frank Muchlinsky
nicht besser, in der es heißt: „Das Gebet, das an dieser Stelle des Jonabuches steht, ist ein Psalm, ein „tehillah“.
Das heißt übersetzt Loblied. Jona betet singend.
Die
Vorstellung, dass da einer im Inneren eines Fisches sitzt und singt, hat mich
immer schon fasziniert. Es muss doch eng dort sein und stinken! Und in einer
solchen Umgebung soll Jona tief Luft holen und vermutlich noch laut singen?
Höchst unglaublich! … Die Vorstellung ist so unglaublich, dass ich aufmerksam
werde und mich frage: Warum wird das so erzählt?
Warum betet er nicht einfach still?“
letzter
Zugriff 19.03.2025: 3.
Woche: Singen | 7 Wochen Ohne
Nun
wird aber in Jona 2 weder vom Singen und schon gar nicht von einem „lauten
Singen“ gesprochen.
Das
Wort todah (תּוֹדָה),
das in Vers 10 von Luther mit „Dank“, von der Einheitsübersetzung mit „Lob
verkünden“ und von der Hoffnung für alle mit „Danklieder singen“ übersetzt
wird, kann man auch mit „Danksagung, Lobpreis, Beichte“ wiedergeben.
„Der
Begriff todah bezeichnet in erster Linie einen
Ausdruck des Dankes oder der Dankbarkeit, der oft an Gott gerichtet ist. Es
wird im Zusammenhang mit Anbetung und Lobpreis verwendet und bedeutet eine von
Herzen kommende Anerkennung der Güte und Barmherzigkeit Gottes.“
letzter
Zugriff 19.03.2025: Strongs
Hebräisch: 8426. תּוֹדָה
(todah) -- Danksagung, Lobpreis, Beichte
Damit
ist aber weder gesagt, dass es sich tatsächlich um ein Singen oder gar um ein lautes
Singen gehandelt haben muss. So „bemerkt schon Luther, dass er nicht im Bauche des Fisches ‚so eben diese Worte
mit dem Munde geredt und so ordentlich gestellet habe - sondern er zeigt damit an, wie ihm zu Mut
gewesen ist und was sein Herz für Gedanken gehabt habe, da er mit dem Tod in
solchem Kampf gestanden ist‘“.
© Carl Friedrich Keil, Die zwölf kleinen Propheten, Dörfling und Franke, Leipzig 18883, Seite 290
Wenn
man sich den Fischbauch als Gebetsort vorstellt und die Aussagen der Verse 3
bis 8 verinnerlicht, erscheint ein lautes Loblied doch mehr als fraglich.
Die
meisten Kommentatoren bezeichnen Jona 2, Vers 3 bis 11 als „Jona-Psalm“. Dass
er diese Verse so im Fischbauch niedergeschrieben hat, ist mehr als
unwahrscheinlich. Als Prophet und Mann Gottes dürfte er sich in seiner
Todesangst an einzelne Aussagen der Psalmen erinnert haben, sich daran
geklammert und als Gebet in seinem Herzen formuliert haben.
So
formuliert es auch Friedrich Keil schreibt in seinem Kommentar von 1888: „Jona
betete zu Jahwe seinem Gotte aus dem Bauche des Fisches. Das Gebet (3-10)
ist
kein Flehen um Rettung, sondern Dank und Preis für geschehene Rettung. … Das Gebet besteht zum größeren Teil aus Anklängen
(Reminiscenzen) von Psalmwörtern, die auf
Jonas’ Lage so passten, dass er seine Gedanken und Gefühle in eigenen Worten
nicht besser hätte ausdrücken können. Es ist durchaus nicht kleinteilig (atomistisch) aus
Psalmstellen zusammengesetzt, sondern ist einfacher und natürlicher Ausdruck
eines mit der Heiligen Schrift vertrauten, im Worte Gottes lebenden Beters, und
der Lage und Stimmung des Propheten entsprechend.“
© Carl Friedrich Keil, Die zwölf kleinen Propheten, Dörfling und Franke, Leipzig 18883, Seite 290
Daraus
dürfte dann aus der Erinnerung nach erfolgter Rettung, sein Psalm entstanden
sein. Das 2. Kapitel bringt die dramatische Jonageschichte erst einmal zum
Stillstand und erscheint als „Monolog“ eines gescheiterten Propheten in
Todesnot. Erst mit dem 3. Kapitel nimmt die Jonageschichte mit dem
Gehorsamsgang nach Ninive wieder Fahrt auf.
Jona
unterstreicht damit etwas, was ich in all den Jahren, in denen ich Biblischen
Kinderunterricht erteilt habe, immer wieder versuchte, den Kids mit eher
mäßigem Erfolg beizubringen: „Ihr lernt diese Bibelverse nicht für den nächsten
Test, sondern für Euch selbst und für das Leben. Denn es kann eine Zeit kommen,
in denen ihr auf die gelernten Bibelverse angewiesen seid.“
Ältere
Menschen haben mir immer wieder berichtet, wie sie sich in Zeiten der Krankheit
und Schwäche an gelernten Bibelversen festgehalten haben und sie in Gedanken
beteten.
Am
besten lassen sich Bibelverse nach der Lutherübersetzung lernen, weil diese
Übersetzung aufgrund von Luthers Begabung einen ganz eigenen rhythmischen Klang
hat, der das Auswendiglernen leicht macht. Seine Sprache hat Musik und Rhythmus.
Er
gebrauchte dunkle Vokale für Feierlichkeit und Ernst:
„Als sie aber
aßen, nahm
Jesus das Brot, dankte und brach's
und gab's den Jüngern und sprach: …“ (Mt 26,26) und helle Vokale für Freude: „Ihr werdet finden
das Kind in Windeln gewickelt
und in einer
Krippe liegen“
(Lk 2,12).
1.
Einleitende Übersicht (Vers 3)
Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir.
Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme.
Psalm
18,6: Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des
Verderbens erschreckten mich.
Psalm
120,1: Ich rufe zu dem HERRN in meiner Not und er erhört mich.
2. Hinabgestiegen
(Vers 4-7a)
Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten
mich umgaben.
Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, dass ich
dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel
nicht mehr sehen. Wasser umgaben mich bis an die Kehle, die Tiefe umringte
mich, Schilf bedeckte mein Haupt.
Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel
schlossen sich hinter mir ewiglich.
Psalm
42,8: Deine Fluten rauschen daher, und eine Tiefe ruft die
andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich.
Psalm
69,3: Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich
bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.
Glaubensbekenntnis: hinabgestiegen in das Reich des Todes
3. Rausgeholt
(Vers 7b-8)
Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein
Gott! Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und
mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel.
Psalm
18,5: Es umfingen mich des Todes Bande, und die Fluten des
Verderbens erschreckten mich.
Psalm
18,7: Als mir angst war, rief ich den HERRN an und schrie zu
meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien
kam vor ihn zu seinen Ohren.
Epheser
4,9: Dass er aber aufgefahren ist, was heißt das anderes, als
dass er auch hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde?
4. Dankendes Bekenntnis
(Vers 9-10)
Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. Ich aber
will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will
ich erfüllen. Hilfe ist bei dem HERRN.
Psalm
31,7: Ich hasse, die sich halten an nichtige Götzen; ich aber
vertraue auf den HERRN.
Psalm
116,17-18: Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen. Ich
will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all seinem Volk
Andreas
Köhler stellt in seiner Predigt kritische Anfragen, wenn er schreibt: „Jona
betet. Er rettet sein Leben in die Sprache. Er findet eine Sprache für sein
Leiden am Leben. Das ist bemerkenswert, auch ein stückweit beneidenswert. Wenn
da nicht auch noch anderes wäre. Denn spannend ist ja, was Jona alles nicht
sagt. Dass er sich beispielsweise selbst in diese Situation gebracht hat, davon
ist keine Rede. Gott ist schuld, sagt Jona sogar. Schon frühe jüdische Ausleger
hatten an Jona kritisiert, dass dieser drei lange Tage
brauche, bis er sich für seine Rettung überhaupt bedanke.“
letzter
Zugriff 21.03.2025: https://www.reformiert-zuerich.ch/file_download.php?fileIDX=29721
„Jona
verkörpert den Konflikt zwischen göttlichem und menschlichem Handeln“, ergänzt
Bettina Wellmann, „zwischen einem festen und einem dynamischen Gottesbild. Das
Gebet ist wie ein Kommentar zu der beginnenden Wandlung des Propheten. Durch
die Psalmensprache entwickelt das Gebet seine Wirkung auf die damaligen jüdischen
Leserinnen und Leser. Jona spricht ihre Sprache und ist gleichzeitig doppeldeutig
(ambivalent).
An ihm lassen sich die eigenen Widersprüchlichkeiten aufdecken.“
© Dr.
Bettina Wellmann, „Bibel heute: Jona“, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2008, Seite
15 - 16
Auch in der Liturgie hat der „Jona-Psalm“
mittlerweile seinen festen Platz: Im liturgischen Kalender des Evangelischen
Gesangbuches (EG) wird unter „Sonn- und Feiertage“ der „Jona-Psalm“ (Jona 2,3-11)
als Predigttext für den Karsamstag (III) vorgesehen.
© Evangelisches Gesangbuch
elektronisch 3.0, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2008, Karsamstag
Im Benediktinischen Antiphonale wird
der „Jona-Psalm“ als Canticum in der Sonntagsvigil
der Osterzeit gebetet. letzter Zugriff 19.03.2025: https://de.wikipedia.org/wiki/Jonapsalm
Der
Theologe und Dichter Klaus-Peter Hertzsch hat Jona sehr frei in eine Jona-Ballade
umgewandelt. Der „Jona-Psalm“ lässt dabei bei ihm den ganzen Fisch voll Gesang
erklingen:
„Dort
saß er, glitschig, aber froh: denn nass war er ja sowieso.
Da hat er in des Bauches Nacht ein schönes Lied sich ausgedacht.
Das sang er laut und sang er gern. Er lobte damit Gott den Herrn.
Der Fischbauch war wie ein Gewölbe: das Echo sang nochmal dasselbe.
Die Stimme schwang, das Echo klang, der ganze Fisch war voll Gesang.
Am dritten Tag im Abendlicht, da kam das grüne Land in Sicht.
Der Fisch, der würgte sehr und spuckte, bis Jona aus dem Maul ihm guckte.
Nun sprang der Jona auf den Strand und winkte, bis der Fisch verschwand.
Und Gott sah aus von seiner Höh´ und sah auf die
Stadt Ninive.
Sah auch den guten Fisch und sah: Jetzt ist der Jona wieder da.
Und sprach zu ihm: ‚Nun aber geh auf schnellstem Weg nach Ninive!‘“
letzter
Zugriff 19.03.2025: Die
Geschichte von Jona und der schönen Stadt Ninive - Kirchgemeinde Arnstadt
Ein
schöner und auch eingehender Text, der aber leider nur an Jona und seiner
bedrohlichen Situation völlig vorbeigeht. Auch wenn Pfarrerin Inga Kreusch im
Heft „Zutaten“ schreibt: „Ich finde das ein wunderbares Bild. Es malt aus, wie
ich mir Jona vorstelle, als er vom großen Fisch geschluckt wurde und den
Bauchraum des Fisches mit seinem Gesang füllt.“
© Zutaten, Luft holen!
Sieben Wochen ohne Panik, edition chrismon
in der Evangelischen Verlagsanstalt, Leipzig 2024, Seite 27
Ich
halte es für mehr als unrealistisch, Jona das Singen eines Lobliedes andichten
zu wollen. Jona befand sich seit drei Tagen in einer absoluten
Ausnahmesituation. Die Bilder sind mehr als deutlich und sie zeigen
überdeutlich seine Todesangst und die Lebensgefahr, in der er sich befand.
Ich
glaube nicht, dass Jona noch sonst jemand in so einer existenziellen
Ausnahmesituation zum Singen zu Mute war. Wenn es in uns nur noch dunkel ist
und wir keinen Ausweg mehr sehen und uns gefühlsmäßig auf uns selbst geworfen
fühlen und Gott allerhöchstens noch als Gegner aber nicht mehr als Halt und
Rettung wahrnehmen, versinken wir in Resignation und Verzweiflung. Dieses
Gefühl ist mir durchaus vertraut, nicht nur aus der Erfahrung von 1989, sondern
auch an vielen anderen Tiefpunkten in meinem Leben.
Gott
sei Dank endet hier nicht der „Jona-Psalm“. Am Ende stehen der Dank und das
Bekenntnis des Jona, jetzt seinen Job zu erfüllen. Vers 10 (LUT): Ich aber will mit Dank dir
Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen. Hilfe ist bei dem HERRN.
Jona
macht deutlich, selbst wenn wir Gott aus der Schule laufen und er uns
überdeutlich zur Besinnung bringen muss, werden wir dennoch niemals tiefer als
in seine Hand fallen können. Und damit lässt sich immer wieder eine neue Seite
aufschlagen. Amen.