Ein Weihnachtsherz

Für den einen gehören Punsch und Spekulatius in diese Zeit. Für den anderen Kerzenschein und Weihnachtslieder.

Für mich gehört seit Jahren ein Film dazu. Irgendwann in der Weihnachtszeit ist es wieder so weit und dann holen wir ihn hervor. Obwohl wir ihn schon so oft gesehen haben, packt uns dieser Film jedes Mal wieder neu, fesselt uns und zieht uns für 93 Minuten in seinen Bann. Es ist ein typisches Weihnachtsmärchen. Etwas fürs Herz. Furchtbar kitschig und typisch amerikanisch. Aber wir lieben es. Seit Jahren schon läuft bei uns einmal in dieser Zeit der Film „Frohe Weihnachten, Mrs. Kingsley“.

Mrs. Kingsley ist eine New Yorker Millionärin mit Herz. Sie ist nicht mehr die jüngste, aber eine attraktive und liebenswerte Seniorin. Ihr Sohn Andrew wohnt nebenan. Er steht an der Spitze des riesigen Kingsley-Konzerns, den sein Vater aufbaute. Sein Herz ist hart und sein Kopf ist voll mit knallharten Abschlüssen und Gewinnen. Für ihn geht es nur um Erfolg und Geld.

Seine Mutter ist für ihn eine ständige Anfechtung. Vor allem, weil sie immer noch 51% der Geschäftsanteile besitzt und so bei jedem größeren Projekt das letzte Wort hat. Seine Mutter ist für ihn überdreht und unrealistisch.

Dabei hat Mrs. Kingsley nur ein großes Herz. Ein Herz für die Tiere und ein Herz für die Menschen. Ihr zur Seite steht der treue Butler Maitland, der seit 40 Jahren schon im Hause der Kingsleys seinen Dienst versieht. Er unterstützt Mrs. Kingsley hingebungsvoll. So ist er bei allen Unternehmungen dieser Dame mit Herz dabei, ob Mrs. Kingsley im Park die Tauben füttert oder ausgesetzte Katzen mit in ihr Appartement nimmt und sie liebevoll pflegt und versorgt. Er begleitet sie auch auf den nächtlichen Ausflügen zu den New Yorker Obdachlosen, wenn Mrs. Kingsley dem einen oder anderen Geld zusteckt, belegte Brote verteilt und heißen Kaffee ausschenkt.

Mrs. Kingsley hat ein großes Herz für die Tiere und ein noch größeres Herz für die Obdachlosen ihrer Stadt. Liebevoll, fast zärtlich geht sie mit ihnen um. Viele kennt sie mit Namen und versucht ihnen zu helfen, so weit es in ihrer Macht steht und es ihre Kraft erlaubt.

Dann passiert es - auf einem Spaziergang im Park bricht sie bewusstlos zusammen. Sie wacht im Krankenhaus auf und will natürlich sofort wieder raus. „Es war nur ein kleiner Schwächeanfall und es geht mir doch wieder gut“, versucht sie die Einwände ihres Sohnes wegzuwischen. Doch er besteht auf eine genaue Untersuchung.

Der Arzt - wie kann es anders sein, ebenfalls ein langjähriger Freund der liebenswerten Mrs. Kingsley - teilt ihr das Ergebnis mit: „Sie haben ein Aneurysma, eine Erweiterung der Arterien, die inoperabel ist. Es tut mir so leid. Sie haben eine Art große Blase im Kopf. Es tut mir so leid.“

Mrs. Kingsley versucht zu begreifen und zu verarbeiten, was ihr Arzt und Freund gesagt hat: „Ich habe also nicht mehr lange zu leben.“ Sie verpflichtet den Arzt, dass er ihrem Sohn nichts davon sagt. Denn sie will in der Zeit, die ihr bleibt, nicht als Invalide behandelt werden und sie hat noch so viel zu tun. Aber ihren Butler informiert sie, um ihn auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Denn Maitland wird bei ihr sein, wenn es passiert.

Anschließend trifft sie zwei Entscheidungen: Sie fährt mit ihrem Butler Maitland nach Brooklyn, um dort den Privatdetektiv Mr. Huffner zu engagieren. Seinen Namen hat sie aus dem Telefonbuch. Und da er in derselben Straße sein Büro hat, in der sie und ihr Mann vor vielen Jahren mit der Firma anfingen, hofft sie hier noch einmal Erfolg zu haben.

Mr. Huffner soll ihre drei Enkelkinder finden, die vor vielen Jahren von zuhause weggegangen sind, weil sie sich mit ihrem Vater nicht mehr verstanden. Und er soll sie bitten, Weihnachten nach Hause zu kommen. „Josh ist jetzt 24 und wollte in Nashville Musik machen, Melissa ist 26 und wollte in Hollywood zum Film und Harley ist 32 und wollte nach Kanada.“ Die Suche nach den Enkelkindern erscheint völlig aussichtslos, weil sie sich schon seit Jahren nicht bei ihrer Großmutter gemeldet haben. Der Privatdetektiv wird für 10.000 Dollar engagiert und bekommt zusätzlich 5.000 Doller für jedes Enkelkind, dass er bis Weihnachten findet.

Als Mrs. Kingsley wieder zuhause ist, weist ihr Butler sie darauf hin, dass sie dem Privatdetektiv nicht alles gesagt hat. Doch sie möchte nicht, dass die Kinder nach Hause kommen, weil sie jeden Moment tot umfallen kann. Sie sollen freiwillig nach Hause kommen, mit der Bereitschaft das Vergangene zu vergeben und sich mit ihrem Vater auszusöhnen.

Während Mr. Huffner in Nashville, Hollywood und Toronto nach den drei Enkelkindern sucht, bestellt Mrs. Kingsley den Weihnachtsbaum. Meine Enkelkinder kommen Weihnachten nach Hause und sie sollen den schönsten Baum vorfinden, den wir kriegen können.

Der Privatdetektiv findet zwar ein Enkelkind nach dem anderen, doch von allen bekommt er zu hören: Das sie nichts mehr mit ihrem geldgierigen und erfolgsversessenen Vater zu tun haben wollen. Ihre Großmutter lieben sie. Sie war immer der Puffer zwischen ihnen und ihrem Vater. Sie bewundern und verehren die Großmutter. Aber, dass sie Weihnachten nach Hause kommen, ist für sie undenkbar.

Währenddessen setzt Mrs. Kingsley die zweite Entscheidung in die Tat um. Sie ändert ihr Testament. Nicht mehr ihr Sohn soll die 51 Geschäftsanteile erben. Sie sollen verkauft werden und das Geld soll für Obdachlosenunterkünfte eingesetzt werden.

Ihr Sohn Andrew sieht rot. Er versteht seine Mutter überhaupt nicht mehr. Auf Anraten eines Anwalts strebt er gerichtlich die Entmündigung seiner Mutter an, mit dem Ziel als ihr Vormund eingesetzt zu werden.

Belastbares Material gegen Mrs. Kingsley gibt es mehr als genug. Da sind nicht nur die unquittierten Geldspenden an die Obdachlosen und die vielen Katzen in der Wohnung. Weil sie sich in eine Polizeiaktion gegen die Obdachlosen einmischt, wird sie für eine Nacht ins Gefängnis gesperrt. Und da ist ihr Einsatz für die sterbende und obdachlose Molly. Mrs. Kingsley holt sie aus dem Massenschlafsaal im städtischen Krankenhaus zum Guten Hirten in eine Privatklinik mit Einzelzimmer und verwandelt ihr Zimmer in ein Meer von Blumen. Sie wacht an ihrem Bett und bevor Molly stirbt, sagt sie ihr: „Du bist ein Kind Gottes, der dich herzlich liebt und ich tue es auch.“

Vor Gericht tritt der treue Butler Maitland unerschrocken für seine Chefin ein. Er versucht deutlich zu machen, dass Mrs. Kingsley keineswegs einen Vormund braucht, nur weil sie ein weites Herz hat. Und er empfiehlt dem Gericht abschließend den 1.Korintherbrief, Kapitel 13 zu lesen: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe. Und die Liebe ist die größte.

Im Büro des Richters versucht Mrs. Kingsley den weiteren Prozess auf nach Weihnachten zu vertagen. Zuerst wehrt sich der Sohn energisch dagegen. Als seine Mutter als Grund jedoch angibt, dass die Enkelkinder Weihnachten kommen, willigt er ein und sagt dem Richter später unter vier Augen: Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist. Meine Kinder kommen Weihnachten nicht. Sie kommen überhaupt nicht mehr. Wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr und sie werden auch dieses Jahr nicht kommen.

Der Weihnachtstag kommt. Der Baum ist geschmückt. Und ganz oben auf der Spitze ist eine Taube gesetzt. Der Vater von Mrs. Kingsley hatte sie geschnitzt und damals gesagt: „Sie soll uns daran erinnern, dass es keinen Frieden gibt, ohne Vergebung und kein Glück ohne Frieden.“

Alles ist vorbereitet. Das Essen steht auf dem Tisch Die Tannenzweige im Kamin knistern und sorgen für Weihnachtsluft. Die Kerzen am Baum sind angezündet und tauchen das ganze Zimmer in ein besonderes Licht. Es klingelt und der Privatdetektiv Mr. Huffner kommt. Er hat niemals Weihnachten in einer Familie gefeiert. Er wuchs in einem Weisenhaus auf und lebt allein. So hat er die Einladung dankbar und gerne angenommen.

„Mit dem Essen wollen wir warten“, sagt Mrs. Kingsley, „bis die Kinder da sind“. Dem Gesicht des Privatdetektivs sieht man an, dass er nicht daran glaubt, dass sie wirklich kommen. Die alte Wanduhr schlägt siebenmal. Die Zeit vergeht an diesem Abend unendlich langsam. Der Privatdetektiv, der Butler, das Hausmädchen und Mrs. Kingsley verbringen die Zeit mit Warten und Hoffen. Die Zeiger rücken weiter: auf 21.00 Uhr, auf 22.00 Uhr, auf 22.30 Uhr und schließlich auf 23.00 Uhr. Der Butler Maitland schaut Mrs. Kingsley traurig an und sagt: „Wir können jetzt nicht mehr länger mit dem Essen warten!“

Da strahlt das Gesicht von Mrs. Kingsley auf und sie schaut an ihm vorbei, um ihre Enkelkinder anzusehen, die in der Tür stehen: Josh mit seiner Verlobten, Melissa und Harley mit seiner Frau und ihrem kleinen Sohn Adam.

Sie fallen sich in die Arme und sagen ihrer Großmutter: „Wir haben solange gebraucht, erwachsen zu werden.“ Tränen fließen und nicht nur die Enkelkinder und die Großmutter weinen. Auch Maitland und Mr. Huffner wischen sich die Tränen.

Dann erscheint Andrew in der Tür und sagt seiner Mutter: „Ich wollte dir nur die Gerichtspapiere geben. Du brauchst keinen Vormund.“ Er will sich umdrehen und will wieder gehen. Doch seine Mutter umarmt ihn herzlich und sagt: „Willkommen zuhause, Andrew“.

Josh, sein jüngster Sohn geht auf ihn zu, umarmt ihn und schließlich kommen auch Melissa und Harley und so stehen sie zu viert nach so vielen Jahren wieder vereint und umarmen sich weinend.

Der kleine Adam kommt, schaut hoch und sagt: „Kann es sein, dass du bist mein Großvater bist“ „Das kann nicht nur sein“, sagt Andrew und kniet sich zu dem Kleinen hin: „Das ist so. Ich bin dein Großvater!“

Als schon der Morgen raufzieht, stehen Mrs. Kingsley und ihr Butler am Fenster, müde aber unendlich glücklich und sie sehen wie eine Taube auf der Terrasse mit ihren Flügeln schlägt: „Kein Friede ohne Vergebung und kein Glück ohne Frieden.“

Ein typisches Weihnachtsmärchen. Ein Film voller Herz. Ein Film, der uns jedes Jahr wieder neu zu Herzen geht. Obwohl wir ihn schon so oft gesehen haben - am Ende dieses Films - wenn die Zeiger der Uhr immer weiter rücken und dann endlich die Enkelkinder da sind, kommen mir jedes Mal wieder neu die Tränen.

In dieser Zeit haben sie Hochkonjunktur, Geschichten wie die von Mrs. Kingsley und viele andere. Gemeinsam ist ihnen, dass sie den tiefen Wunsch von uns einzufangen verstehen nach Heilung und Versöhnung, nach Neuanfang und Hoffnung. Das es eben doch noch alles gut wird, gut ausgeht und völlig verfahrene und zerstrittene Beziehungen wieder heilen, Vergebung zur Tat wird und Brücken schafft, über die man anschließend gemeinsam weitergehen kann. Das es in dieser Welt noch Wärme und Herz gibt, man nicht einfach achtlos am anderen vorbeigeht, sondern wirklich menschlich miteinander umgeht.

In dieser Zeit haben sie Hochkonjunktur. In dieser Zeit stillen sie unsere Sehnsucht nach menschlicher Wärme, heiler Familie, trauter Zweisamkeit, Barmherzigkeit mit den Armen, Hilfe für die Hilflosen. Irgendwie liegt das in der Luft. Weihnachten kam ja schließlich auch der Friedensbringer. Irgendwie sehnen wir uns doch alle danach, dass Friede ist, Friede in uns selbst, Friede in unseren Familien, Friede zwischen ehemaligen Gegnern und Feinden. Irgendwie wünschen wir uns das doch alle, dass es in dieser Welt menschlicher und wärmer zugeht, dass das Herz und nicht das Geld regiert. Irgendwie wissen wir das doch alle, dass das was wirklich zählt, nicht mit Geld zu kaufen ist: Liebe und Herz, Menschlichkeit und Frieden, Wärme und Nähe.

Die Weihnachtsmärchen sind ein Spiegel unserer Seele und unserer Sehnsucht. Ganz tief in uns wollen wir das alle: Das es Frieden gibt, dass das Herz und die Liebe regiert.

Danach sehnen wir uns und zugleich wissen wir, dass es in dieser Welt nicht besser sondern schlimmer wird, dass es auch in uns selbst nicht wärmer, sondern kälter wird. Das uns oft das Herz fehlt und wir herzlos sind. Und gerade mit denen herzlos umgehen, die wir doch eigentlich lieben, mit unserem Ehepartner zum Beispiel, mit den Kindern, den Eltern, den Freunden, Menschen, mit denen wir einen Weg gemeinsam gehen.

Die Weihnachtsgeschichten zeigen unsere Sehnsucht auf. Sie erinnern uns an das, was wir im tiefsten Inneren eigentlich wollen.

Aber leider sind sie nur ein Märchen. Diese Welt ist kompliziert. In dieser Welt regiert nicht das Herz, sondern das Geld. In dieser Welt zählt nicht die Liebe, sondern die Leistung. Hier geht es um Macht und Einfluss, um tausend Äußerlichkeiten. Und ich weiß - wie schnell man sich einfangen lässt, von der Hektik dieser so genannten besinnlichen Zeit, von dem Geldgott, der die Kassen klingeln lässt, von dieser Welt, die ganz und gar nicht weihnachtlich ist, sondern brutal, gemein und zerstörerisch. Doch ist das die Welt? Sind das nicht wir Menschen, die brutal, gemein und zerstörerisch miteinander umgehen.

Sicher, es sind immer die anderen.

Aber ich weiß: Ich bin es auch. Wir zwingt mich denn dazu mit gleicher Münze zurückzuzahlen?

Ich weiß, wir können diese Welt nicht verändern. Wir können auch unsere Lebensumstände nicht verändern. Wir können den Ehepartner nicht wechseln wie ein Hemd. Die Familie aus der wir kommen, ablegen wie alte Schuhe. Das Geld für den Gesichtschirogen haben wir nicht. Die Diät halten wir nicht durch. Die körperlichen Grenzen können wir nicht überspringen. Was dem einen die Brille, ist dem anderen das Gebiss. Auch auf unser Alter haben wir keinen Einfluss. Weder die Welt noch unsere Lebensumstände können wir verändern. Sicher kann der Arbeitslose eine Stelle suchen. Aber was soll er denn machen, wenn seine Bewerbungen schon mehr als einen Ordner füllen. Sicher kann der Kranke alles versuchen, ein noch besseres Medikament, ein noch besserer Arzt. Aber was soll er denn machen, wenn nichts hilft?

Wir können nur sehr begrenzt unsere Lebensumstände verändern. Auch andere Menschen lassen sich nur schwer verändern. Wir will sich schon gern von seinem Ehepartner umerziehen lassen? Kinder lassen sich noch prägen. Doch auch bei Kindern gibt es Grenzen, wenn man sie nicht zerstören will und sie zu Eigenständigen Persönlichkeiten heranwachsen sollen.

Wir können wirklich und nachhaltig wenig dazu tun, dass sich in dieser Welt etwas verändert. Wir können nur sehr wenig an unseren eigenen Lebensumständen ändern. Die Menschen, mit denen wir leben, verändern sich auch nur sehr selten.

Es hilft uns nicht, wenn wir auf die anderen warten, auf die Umstände, auf den Lottogewinn, auf den 18. Geburtstag, auf die Hochzeit oder die Rente. Auch Advent und Weihnachten werden nichts verändern. Auch der nächste Urlaub wird es nicht bringen.

Es fängt in uns an. Es fängt in mir an. Nirgendwo sonst und durch niemand anderen. Die Weihnachtsmärchen beschreiben unsere Sehnsucht. Aber sie können sie nicht stillen. Der Film dauert nur 93 Minuten.

Ein einfaches Kindergebet bringt es auf den Punkt: „Ich bin klein, mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen, als Jesus allein!“

Der große König David hat im 51. Psalm ganz ähnlich gebetet, Verse 12 bis 14 (Luther): Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

Wir können nur wenig an den äußeren Umständen ändern. Aber in unserem Herzen entscheidet es sich, wie wir mit anderen Menschen und auch mit unseren Lebensumständen umgehen. Wir können unser Herz hart machen. Ändern werden wir dadurch nichts. Wir machen es uns so nur noch schwerer. Und wir machen es anderen damit noch schwerer.

Andrew ist die tragische Figur in dem Film. Er fühlte sich von der Liebe seiner Eltern ausgeschlossen. Er war verbittert über den Tod seiner Frau, fühlte sich allein und missverstanden. Er floh in die Arbeit und ins Geschäft. Sicher, da waren die äußeren Umstände. Aber sein verbittertes Herz machte alles nur noch schlimmer, für ihn selbst und für die anderen. Wegen seinem harten Herzen laufen die Kinder von zuhause fort.

Da sind Josh, Melissa und Harley. Auch sie konnten nichts an den äußeren Umständen verändern. Sie konnten ihren Vater nicht umerziehen. Aber ihr Herz wurde hart gegen ihren Vater. So brachten sie sich um die Liebe und machten es sich selbst und anderen schwer. Sicher ihr Vater war schuld. Aber sie füllten ihre Herzen mit Traurigkeit und Enttäuschung und daraus wurde Wut und Zorn. Bis sie in ihrer eigenen Mauer der Hartherzigkeit gefangen waren.

Wir können unser Herz hart machen. Oder wir öffnen unser Herz und lassen uns prägen und bestimmen von Jesus, von seiner Liebe, von seiner Sanftheit und Freundlichkeit, von seiner Geduld und seinem Erbarmen. Wir müssen nicht mehr tragen, was Jesus längst für uns ans Kreuz trug: Unsere eigene Schuld, das andere an uns schuldig wurden und uns verletzten und enttäuschten. Auch das Leid und die äußeren Umstände. Alles, was uns die Kehle zuschnüren will und unser Herz schwer werden lässt, hat Jesus am Kreuz getragen. Als er am Kreuz den 2. Vers des 22. Psalms betend schreit, (Hoffnung für alle): Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? schreit er stellvertretend für alles Leid und allen Schmerz und alle Traurigkeit unseres Lebens. Jesus hat das alles ans Kreuz getragen. Damit wir einen Ort haben, wo wir das Schwere unseres Lebens hinbringen und abladen können, so das unser eigenes Herz frei wird und nicht bitter und hart.

Jesus, der den Anfang des 22. Psalms betete, kannte auch sein Ende, Verse 25 und 27b bis 29 und Vers 32 (Hoffnung für alle): Herr, du hast mich erhört! Er hat den Hilflosen nicht verachtet, über sein Elend setzte er sich nicht hinweg. Nie wandte er sich von ihm ab! Er hat ihm geantwortet, als er um Hilfe schrie. Alle, die den Herrn kennen, sollen ihn loben. Euer Leben lang werdet ihr nicht mehr zu kurz kommen! Auch in den fernsten Ländern werden Menschen Gott erkennen und zu ihm umkehren, ja, alle Völker werden sich vor ihm niederwerfen. Denn der Herr regiert als König und herrscht über alle Völker. Die noch nicht geboren sind, werden es hören und weitersagen: Gott ist treu, auf seine Hilfe ist Verlass!“

Alles, was uns die Kehle zuschnüren will und unser Herz schwer werden lässt, gehört ans Kreuz. Nur so können wir frei werden und unser Herz davor bewahren, hart zu werden. Dabei dürfen wir wissen, dass alles was wir zum Kreuz bringen und dort ein für allemal abladen, Jesus wirklich getragen hat. Damit wir uns damit nicht mehr herumschleppen müssen. Er hat es überwunden. Er hat gesiegt. Jesus lebt und er regiert auch über dem Dunkel unseres Lebens.

Nur so kann unser Herz frei werden. Nur so.

Es liegt an unserem Herzen. Es liegt in unserem Herzen. Es liegt daran, ob wir Jesus die Last unseres Herzens geben, ihm unser Herz geben, alles, damit wir frei werden, frei für ihn und für die anderen, frei für das Leben, an dessen äußeren Umständen wir nur wenig ändern können. Aber wir selbst werden dann anders damit umgehen können.

In dem Lied von Jörg Swoboda, einem Pastor aus der Ex-DDR heißt es: Herzen, die kalt sind wie Hartgeld, Herzen, die hart sind wie Stein, sollen wieder Herzen werden, sollen wieder Herzen sein.

Gottes Liebe geht auf über dir. Gottes Liebe geht auf über dir. Selbst ein Stein wird warm, wenn die Sonne ihn bescheint.

Nicht nur unsere Wohnungen und Häuser sollten wir adventlich schmücken, sondern vor allen Dingen sollten wir unser Herz öffnen, denn dort will der Herr, der Herrlichkeit, einziehen und regieren.

So liegt es also an uns – an unseren Herzen – ob wirklich Advent wird.



Krefeld, den 3. Dezember 2006
Pastor Siegfried Ochs



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