Es ist vorbei: Das Fest der Feste - Weihnachten!
Wir haben es wieder einmal hingekriegt und überstanden. Der Alltag hat uns wieder. Der Baum steht zwar noch, aber ansonsten ist wieder alles beim Alten und wir haben es wieder einmal geschafft. Dieses alljährliche Fest, dass uns ganz schön aus der Bahn des Alltags wirft und uns dabei so manches Mal auch selbst schafft. Jetzt bestimmen uns Jahresrück- und Ausblicke - und die neue Währung stellt dabei so manches in den Schatten.
Es ist vorbei – das Fest der Feste - und wir stehen wieder einmal in den Startlöchern eines neuen Jahres mit all den gemischten Gefühlen, die das vergangene Jahr in uns ausgelöst hat.
Und dennoch wird dieser Sonntag – zwischen den Jahren – im kirchlichen Kalender, der „1. Sonntag nach Weihnachten“ genannt. Damit wir es nicht vergessen, bei allen Rück- und Ausblicken und bei den ganzen Silvester- und Eurofeiern – das wir von Weihnachten leben und von dem Kind aus dieser Nacht.
Ein Wort gegen das Vergessen ist auch das alte Prophetenwort aus
Jesaja 49, Verse 13 bis 16 (Einheitsübersetzung): Jubelt, ihr Himmel, jauchze, o Erde, freut euch, ihr Berge! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und sich seiner Armen erbarmt.Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen.
Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände, deine Mauern habe ich immer vor Augen.
Das sind doch Worte, die gut tun an diesem Sonntag – zwischen den Jahren – und die deshalb auch als Predigttext für den 1. Sonntag nach Weihnachten bewusst ausgesucht wurden. Diese Verse sind wie eine Brücke zwischen dem Fest der Feste und all dem, was da auch immer mit dem neuen Jahr auf uns zukomeen mag.
Sicher, Jesaja der Prophet des Volkes Israel hat diese Worte seinem Volk vor der Zerstörung und der kommenden babylonischen Gefangenschaft gesagt, Worte, an die sich das Volk erinnern wird, wenn es soweit ist, wenn es an den Ufern von Babylon sitzen wird und der vergangenen Tage nachtrauern wird, dann werden Worte wie diese Kraft und Hoffnung verleihen und Mut machen für einen mitten in der Dunkelheit noch verborgenen Morgen.
In diesen Versen geht es um die Befreiung und die Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Fast 200 Jahre vorher droht Gott sie seinem Volk Israel als Folge für die Schuld an und verkündigt durch Jesaja das Ende der Gefangenschaft, lange bevor Israel überhaupt deportiert war.
Es geht hier um die Heimkehr und um den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Jerusalem. Die Bücher Esra und Nehemia – 250 Jahre später – beschreiben uns die Erfüllung dieser alten Prophetie!
Zugleich spricht Jesaja aber nicht nur über das Ende der noch nicht angetretenen babylonischen Gefangenschaft, sondern auch über das Kommen des Messias, über die Ankunft, den Advent Jesu Christi, über Weihnachten.
700 Jahre vor Christi Geburt hat Jesaja sein Kommen bereits angesagt. Wir verdanken ihm so zukunftsträchtige Worte wie die aus Kapitel 7, Vers 14 oder Kapitel 9, Verse 1 bis 6 oder Kapitel 40, Verse 1 bis 11 und auch die bekannten Verse aus Kapitel 53, Verse 1 bis 12.
Jesaja 49, Vers 13 (Gute Nachricht): Freut euch, Himmel und Erde; jubelt, ihr Berge! Denn der HERR hilft seinem Volk, er hat Erbarmen mit den Unterdrückten.
Das klingt doch fast nach Weihnachten und erinnert an die Botschaft der Engel in dieser besonderen heiligen Nacht,
Lukas 2, Vers 14 (Luther): Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.So wie es die Hirten nicht mehr bei den Schafen hält und sie nach Bethlehem laufen, um das zu sehen und anzufassen, was ihnen angesagt wurde: Jesus, das Kind in der Krippe – so wird es für die Juden sein, wenn Gott eine Seite der Geschichte umschlägt und sie endlich nach 70 langen Jahren nach Hause und zurück in ihr Land dürfen – so wird es für alle sein, die Jesus als ihren König erwarten, wenn Gott wieder eine Seite der Geschichte umschlägt und die neue Welt Gottes kommt. Die Hirten und auch die Heimkehrer aus der Babylonischen Gefangenschaft – sie alle waren wie Träumende, die nicht fassen konnten, was sie sahen.
Jesaja 49, Vers 13 (Gute Nachricht): Freut euch, Himmel und Erde; jubelt, ihr Berge! Denn der HERR hilft seinem Volk, er hat Erbarmen mit den Unterdrückten.
Das klingt doch ganz weihnachtlich an diesem Sonntag zwischen den Jahren. Das hat doch ganz viel mit dem Heiland, dem Kind in der Krippe zu tun. Das tut so gut, wenn das Erbarmen Gottes sich in unserem Leben zeigt, und nach Leid und Krankheit endlich Tage der Gesundheit anbrechen; wenn nach einer langen Arbeitslosigkeit endlich sich eine Stelle finden lässt; wenn nach 18 Monaten Kirchenasyl endlich die Tür in die Freiheit wieder offen steht.
Es tut so gut zu erleben, das wir in Jesus einen Heiland haben, einen der Erbarmen hat mit den Unterdrückten! Aber alle kleineren und größeren Wunder in unserem Leben, alles was uns wie ein Traum vorkommt, weil wir unser Glück nicht fassen können, all das ist nichts - im Vergleich zu dem, was kommt, wenn er kommt, wenn Jesus wiederkommt!
Jesaja 49, Vers 14 (Einheitsübersetzung): Doch Zion sagt: Der Herr hat mich verlassen, Gott hat mich vergessen.
Das klingt nun nicht gerade nach Weihnachten, sondern eher wie zwischen den Jahren. Das ist die Tragik des Volks Gottes, des alt- und des neutestamentlichen, das wir so vergesslich sind, das wir das Erbarmen Gottes und sein Eingreifen in unser Leben so schnell aus dem Blick verlieren, das sein Reden so schnell übertönt wird durch all die anderen Stimmen, die Tag für Tag auf uns einströmen.
Kaum ist Mose auf dem Berg Sinai, da nimmt das Volk Gottes die Sache wieder selbst in die Hand und es wird ein goldenes Kalb gegossen. ...
Wir vergessen so schnell und kaum das die Schwierigkeiten unser Leben erreichen, da fragen wir nach dem Warum und Wozu, da fühlen wir uns ungerecht von Gott behandelt. Wie Israel damals sind auch wir in aller Regel eher klagende, als dankbare Kinder Gottes, eher fordernde als zufriedene Menschen, eher ungeduldige, als auf Gott wartende.
Wir vergessen so schnell, das Gott uns Weihnachten schenkte, das wir als Gäste am Tisch der Versöhnung von seinem stellvertretenden Tod lebenslang leben, das wir uns auf seine Worte verlassen können, auch wenn wir nichts davon fühlen oder sehen.
Wir vergessen Gott so schnell!
Jesaja 49, Verse 15 bis 16 (Gute Nachricht): Doch der HERR sagt: »Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht! Jerusalem, ich habe dich unauslöschlich in meine Hände eingezeichnet; deine Mauern sind mir stets vor Augen.
Aber Gott vergisst uns nicht. So unmöglich es eigentlich sein mag, dass eine Mutter ihren Säugling vergessen könnte, noch unmöglicher ist es, dass uns der väterlichmütterliche Gott, der uns in Jesu Hände gezeichnet hat, jemals vergisst.
Das klingt nun ganz österlich und riecht geradezu nach einem neuen Jahr, das sich mit dem Ja des lebendigen Gottes auch leben lässt – ganz egal, was auch immer geschieht. Mit unseren Gott können wir über jede Mauer springen. Denn er hat uns in seine Hände gezeichnet. Kann man dieses über 2.700jahre alte Wort anders als auf Karfreitag hören? Da wurden seine Hände doch für uns durchbohrt. Da hat er sich doch freiwillig und aus Liebe zu uns annageln lassen, damit wir hier und heute miteinander Abendmahl feiern können, um neu zu schmecken, das sein Tod unser Glück und Leben ist.
Und so gewiss wie wir Brot und Traubensaft gegessen und getrunken haben, so gewiss gilt sein Wort:
Ich vergesse dich nicht! Ich habe dich unauslöschlich in meine Hände eingezeichnet!Jede Abendmahlsgesellschaft ist im Grunde so etwas wie eine Verschwörung, eine Gemeinschaft von Jesusnachfolgern, die sich auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn eingeschworen haben. Jede Abendmahlsgesellschaft ist im Grunde so etwas wie eine Verschwörung, eine Gemeinschaft von Jesusnachfolgern, die sich auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn eingeschworen haben. Jede Abendmahlsgesellschaft ist im Grunde so etwas wie eine Verschwörung: Gegen das Vergessen und gegen alle Resignation und Hoffnungslosigkeit setzen sie ihr festes Vertrauen in den gegenwärtigen und kommenden Herrn.
Damit wir etwas wichtiges nicht vergessen, machen wir uns manchmal einen Knoten in unser Taschentuch. Dieser Knoten soll uns als Gedächtnisstütze dienen. Damit der lebendige Gott uns nicht vergisst, hat er seine Hände unauslöschlich für uns durchbohren, annageln lassen, damit er uns niemals vergessen kann.
Offenbarung 1, Vers 7a (Einheitsübersetzung): Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben.Selbst wenn wir manchmal den Eindruck haben, von Gott vergessen zu sein, wenn wir das nicht zusammenkriegen, die Liebe und das Erbarmen Gottes und das Leid und das Elend im Leben. Dennoch und trotzdem hat der väterlichmütterliche Gott versprochen, uns niemals zu vergessen, was auch immer geschieht!
In dieser Gewissheit können wir von Weihnachten in ein neues Jahr gehen! Amen.