Wissen Sie, wie die alles entscheidende Frage dieses Tages lautet?
Normalerweise würden wir denken, dass die Fragestellung dieses Tages heißt: „War das Grab wirklich leer?“
Aber wer am Donnerstag die Zeitung aufgeschlagen hat, erkannte sehr schnell, dass die Frage heißt: „Ostern – was ist das?“
Laut einer Forsa-Umfrage wussten nur 54 Prozent aller Deutschen, dass Jesus an Karfreitag gekreuzigt wurde und zu Ostern auferstand. Damit ist für fast jeden zweiten Deutschen die ursprüngliche Bedeutung der Osterfeiertage nicht klar.
Westdeutsche Tageszeitung, 28. März 2002
Erschreckend, nicht wahr?
In der aktuellen Ausgabe der evangelischen Wochenzeitung „Der Weg“ wurde das Ergebnis einer Umfrage veröffentlicht: „Woran denken Sie bei Ostern?“
Von den 17 abgedruckten Interviews gaben lediglich 8 Personen die Auferstehung Jesu an. Ansonsten wurde unter anderem folgendes gesagt:
Petra Selle (37), Hausfrau aus Erkrath: „Ostern ist für mich ein Familienfest, wo alle frei haben und wir den Tag zusammen verbringen. Mit Ostern verbinde ich Frühling, man kann draußen sein.“
Marlies Weber (50), Geschäftsführerin der Reformhaus-Fachakademie aus Bonn: „Das Fest ist für mich ein Fest des Frühlings und des Erwachens. Das möchte ich genießen, mit lieben Menschen zusammen sein, mich entspannen und Spaziergänge machen.“
Jochen Senf (Tatort-Kommissar Max Palu), aus Saarbrücken: „In den grauen Winter kullern Farbkleckse: bunte Ostereier, die dem Frühling farbenfroh voran rollen. Dann: Eierwerfen auf den Wiesen, am Fluss, vor dem Dorf. Die Menschen haben endlich wieder freundliche Gesichter.“
Julia Eller (28), Studentin aus Köln: „Zu Ostern fällt mir Ski fahren ein, überhaupt Urlaub, freie Tage.“
Saskia Schellmann (13), Schülerin aus Bottrop: „Gar nichts. Was soll mir dabei einfallen? Ostern ist Ostern. Irgendwas war da mit Jesus. Was da genau war, weiß ich nicht. Da sind Ferien, das weiß ich.“
Der Weg, Seite 3 vom 31. März 2002
Fast jedem zweiten Deutschen ist die ursprüngliche Bedeutung der Osterfeiertage nicht mehr klar!
Am ersten Ostern der Weltgeschichte war das eigentlich ganz ähnlich! Da verzweifelten einige sogar, weil sie keine Ahnung von Ostern und der Auferstehung Jesu hatten.
Matthäus 27, Verse 62 bis 66 und Kapitel 28, Verse 11 bis 15 (Hoffnung für alle): Am nächsten Tag, es war der Sabbat, kamen die Hohenpriester und Pharisäer zu Pilatus und sagten: «Uns ist eingefallen, dass dieser Verführer einmal behauptet hat: 'Drei Tage nach meinem Tod werde ich wieder lebendig werden!' Lass darum das Grab bis zum dritten Tag bewachen, sonst stehlen seine Jünger noch den Leichnam und erzählen jedem, dass er wieder lebendig geworden ist. Das aber wäre ein noch größerer Betrug.» «Ich will euch eine Wache geben», antwortete Pilatus. «Tut, was ihr für richtig haltet, und sichert das Grab!» Da versiegelten sie den Stein und stellten Posten auf, die das Grab bewachen sollten.
...
Nachdem die Frauen das Grab verlassen hatten, liefen einige von der Wachmannschaft zu den Hohenpriestern in die Stadt und berichteten, was geschehen war. Diese berieten mit den Führern des Volkes, was sie nun tun sollten. Schließlich gaben sie den Soldaten Geld und befahlen ihnen: «Erzählt überall: 'In der Nacht, als wir schliefen, sind seine Jünger gekommen und haben den Toten gestohlen.'» Auch versprachen sie ihnen: «Wenn der Gouverneur dahinterkommt, werden wir dafür sorgen, dass euch nichts passiert.» Die Soldaten nahmen das Geld und hielten sich an den Befehl. So hat sich diese Lüge weiter verbreitet und bis auf den heutigen Tag gehalten.
Ostern beginnt als ernste Geschichte, als eine Geschichte, die vielen Menschen damals und auch heute noch Angst macht.
Aus Angst vor dem Auferstehungsgerede erbitten die Verantwortlichen, die Mitglieder des Hohen Rates eine Grabwache von Pilatus. In der Antwort des Pilatus steckt die Tragik der geistlichen und politischen Führer und Machthaber von damals und eigentlich die Tragik einer ganzen Menschheit: „Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt!“
Kann die Legende Geachteter denn so viel Schaden anrichten? Können ungebildete Männer und Frauen, die noch nicht einmal Ansehen beim Volk haben, denn wirklich eine Gefahr darstellen?
Die Angst, die den Mächtigen von damals im Nacken sitzt, ist die Angst vor der Wahrheit. Es ist die Angst, dass sie sich geirrt haben könnten. Es ist die Angst, dass sie nicht einen Revolutionär ans Kreuz nageln ließen, sondern tatsächlich den Messias, den Sohn Gottes.
Und seit damals geht dieser Ruf durch die Welt: „Sichert das Grab, so gut ihr könnt! Behandelt diese Botschaft von der Auferstehung als Märchen und Legende. Haltet das Grab zu und haltet Jesus für tot.“
Denn sonst, sonst stimmt nichts mehr, was sich an Theorien und Ideologien, an Religionen und Weltanschauungen, als große Errungenschaften des menschlichen Geistes für uns darstellt.
Wenn das Grab nicht zu bleibt, wenn das nicht gesichert werden kann, dass Jesus tot ist, mausetot, dann gerät alles ins Wanken - damals wie heute!
Dann muss die Menschheitsgeschichte umgeschrieben werden, dann müssen Theorien und Erkenntnisse als Ausgeburt des menschlichen Größenwahnsinns ad acta gelegt werden.
Wenn das Grab nicht zu bleibt, wenn das nicht gesichert werden kann, dass Jesus tot ist, dann muss man neu definieren, was eigentlich Leben ist und wofür man lebt. Denn dann gibt es ja tatsächlich ewiges Leben, Verantwortung des Menschen vor Gott. Dann reicht es nicht, wenn man nur für den Beruf, die Familie, das Geld und die Rente lebt. Dann reicht unendlich vieles nicht mehr. Dann kann man nicht mehr so weitermachen wie bisher. Wenn das stimmt, wenn das Grab nicht zu bleibt, dann gerät tatsächlich alles ins Wanken, dann stimmt nichts mehr. Dann zählt nur noch dieser Jesus und meine Stellung zu ihm. Dann lautet die alles entscheidende Frage dieses Tages, die Frage, die über Leben und Tod, über Himmel und Hölle entscheidet: „Wie stehe ich zu Jesus?“
Dann muss man Leben, Sinn und Wirklichkeit neu definieren. Dann muss man wirklich anders leben!
Und deshalb wird das Grab gesichert, damals wie heute. So gut man kann!
Den letzten Versuch unternahm der evangelische Theologieprofessor Gerd Lüdemann aus Göttingen mit seinen beiden Büchern "Die Auferstehung" und "Ketzer". Er behauptet, dass Grab Jesu sei nicht leer gewesen, Jesus also nicht leibhaftig auferstanden.
Nach Ansicht dieses evangelischen Theologen steckt die Bibel voller Widersprüche, sie enthalte Fälschungen und deutlich über 100 Irrtümer. Von den Jesus-Worten im Neuen Testament seien etwa 15 Prozent echt. Jesus habe keine Wunder vollbracht und die Bergpredigt nicht gehalten. Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist für den Theologieprofessor „das Murmeln einer antiken Religion“. Er würde dieses Bekenntnis am liebsten sofort abschaffen!
Damit liegt Lüdemann voll im Trend. Denn nach einer Spiegelumfrage glaubten von den regelmäßigen Gottesdienstbesuchern 1992 lediglich noch 64 von je 100 Katholiken und 51 von je 100 Protestanten an die leibliche Auferstehung Jesu.
Gerade mal die Hälfte aller regelmäßigen Gottesdienstbesucher glaubt noch an das, was sie so lautstark jeden Sonntag bekennen: „Am dritten Tage auferstanden von den Toten!“
Kein Wunder also, wenn heute fast die Hälfte aller Deutschen noch nicht einmal mehr weiß, weshalb wir überhaupt Ostern feiern, wenn die regelmäßigen Gottesdienstbesucher noch nicht einmal das glauben, was sie lautstark bekennen!
Was die Soldaten des Pilatus nicht schafften, versuchen seit damals liberale Theologen und andere scheinbar kluge Leute: „Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt!“
In diesem wichtigen Buch „Die Auferstehung Jesu Christi - eine historische Tatsache?“ versucht Heinzpeter Hempelmann engagiert zu beweisen, dass man bei unvoreingenommener historischer Arbeit zu dem Schluss kommen muss
Die Osterberichte der Evangelien sind als historisch glaubwürdig zu betrachten.Heinzpeter Hempelmann, Die Auferstehung Jesu Christi – eine historische Tatsache?, Seite 36
Er verweist dabei unter anderem auf folgende Tatsachen:
1. Woher kommt der Sinneswandel der Jünger Jesu? Nur eine Einbildung oder Massenhypnose reichte nicht zur Überwindung einer abgrundtiefen Enttäuschung der Jünger aus. Denn nach jüdischem Verständnis ist der Kreuzestod ein Fluch Gottes über einen Menschen. Wenn es sich um eine Legendenbildung handeln sollte, dann wären die 11 doch am Ostermorgen triumphierend zum Grab gezogen!
2. Weshalb haben die Schreiber des NT's ausgerechnet Frauen als erste Zeugen auftreten lassen, wenn sie hier eine Legende aufstellten? Frauen galten damals nicht als Zeugen vor Gericht!
3. Weshalb widersprechen sich die Berichte scheinbar, wenn es doch eine nachträgliche Legendenbildung sein soll? Gerade die Tatsache, dass die Berichte über die Erscheinungen des Auferstanden sich nicht in allen Punkten decken, spricht für die Glaubwürdigkeit!
4. Weshalb wird die Auferweckung Jesu von den Toten nicht beschrieben? In den Evangelien wird nur vom Tod Jesu, vom leeren Grab und von den Erscheinungen des Auferstanden berichtet. Wenn es sich um eine Legendenbildung handeln sollte, hätte man doch - wie zum Beispiel beim außerbiblischen Petrusevangelium - die Auferweckung selbst beschrieben.
Diese und viele andere Gründe mehr lassen Hempelmann zu Recht zu dem Schluss kommen:
Die Osterberichte der Evangelien sind als historisch glaubwürdig zu betrachten.Heinzpeter Hempelmann, Die Auferstehung Jesu Christi – eine historische Tatsache?, Seite 36
Nur auf diesem Hintergrund konnte ein Dietrich Bonhoeffer sagen: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln!“
Letzte Woche habe ich im Radio zufällig eine Sendung über den so genannten Friedwald in Kassel gehört. Dieser Wald ist einzigartig in Deutschland und ein völlig neuartiges Projekt, dass aus der Schweiz nach Deutschland importiert wurde. In diesem so genannten Friedwald kann man sich in einer Urne bei seinem Baum beerdigen lassen.
Bereits zu Lebzeiten sucht man sich seinen Baum aus, eine Eiche, eine Tanne oder was auch immer. Wie in jedem ganz normalen Wald kann man dort spazieren gehen - mit dem kleinen Unterschied, dass die Bäume wie lebendige Grabsteine für die Angehörigen sind.
Einer, der sich dort einen Baum als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte, sagte: „Ich glaube, dass ich irgendwie in diesem Baum weiterleben werde!“
Tolle Aussichten – aber nur wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln und braucht sich auch keinen Baum zu kaufen!
Weil jene Frauen Ostern noch nicht kannten, zogen sie mit ihrer Salbe los und wollten einen toten Jesus einbalsamieren.
Matthäus 28, Verse 1 bis 8 (Hoffnung für alle): Als der Sabbat vorüber war, am frühen Sonntagmorgen, gingen Maria von Magdala und die andere Maria hinaus an das Grab. Plötzlich fing die Erde an zu beben, und ein Engel Gottes kam vom Himmel herab, wälzte den Stein, der das Grab verschloss, beiseite und setzte sich darauf. Er leuchtete hell wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wachtposten stürzten vor Schrecken zu Boden und blieben wie tot liegen.
Der Engel wandte sich an die Frauen: «Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden, wie er es vorhergesagt hat. Kommt und seht euch die Stelle an, wo er gelegen hat. Dann beeilt euch, geht zu seinen Jüngern und sagt ihnen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Er wird nach Galiläa gehen, um euch dort zu treffen. Diese Botschaft soll ich euch ausrichten.» Erschrocken liefen die Frauen vom Grab weg. Gleichzeitig erfüllte sie unbeschreibliche Freude. Sie wollten sofort den Jüngern alles berichten, was sie erlebt hatten.
Tieftragisch der Weg der Frauen am frühen Morgen zum Grab. Es war ein schwerer Weg, ein dunkler Weg ohne Glockengeläut und Ostergelächter. Es war ein verzweifelter Gang zu ihrem toten Herrn.
Da war keine Hoffnung mehr, kein Glaube. Da war nur noch das Dunkel ihres Lebens und das Stoßen an die Grenzen ihrer Begrenzungen. Sie kannten Ostern nicht! Und weil sie Ostern nicht kannten, waren sie verzweifelt und wälzten sich am Boden der Sinnlosigkeit.
Und dann bricht für sie Ostern an, langsam, Schritt für Schritt, aber unaufhaltsam! Erst ganz furchtbar, kaum glaubhaft und dann immer stärker bis sie losgehen, um ihre Erfahrungen den anderen mitzuteilen. Und so gehen sie los mit Angst und ungewisser Freude.
Und doch ist noch nicht Ostern für sie. Das leere Grab reicht nicht! Die Verkündigung der Engel reicht nicht. Theoretischer Glaube reicht niemals aus! Glaube muss immer praktisch werden, Konsequenzen nach sich ziehen! Glaube ohne die persönliche Begegnung mit Jesus ist und bleibt Religion, toter Glaube, Kopfglaube, eine gute Idee – aber leblos!
Ostern muss vom Kopf ins Herz rutschen!
Der Journalist Lee Strobel berichtet in dem bemerkenswerten Buch „Der Fall Jesus“ von seiner fast zweijährigen Beweisführung gegen den Glauben an Jesus Christus.
Und zum Schluss schreibt er:
Im Licht der überzeugenden Fakten, die ich während meiner Untersuchung kennen gelernt hatte, im Angesicht dieser überwältigenden Lawine an Beweisen im Fall Jesus war die größte Ironie diese: Es würde wesentlich mehr Glauben erfordern, meinen Atheismus aufrecht zu erhalten als Jesus von Nazareth zu vertrauen....
Mein bisheriger Atheismus bog sich unter der Last der Wahrheit. Es war ein verblüffendes und radikales Ergebnis und ganz sicher nicht das, was ich erwartet hatte. ... All das brachte mich zu der Frage: „Und jetzt?“ Wenn das alles wahr ist, was macht es für einen Unterschied?
...
Ich weiß noch, wie ich diese Schlussfolgerungen aufgeschrieben und mich dann in meinem Stuhl zurückgelehnt habe. Ich hatte den Höhepunkt meiner beinahe zwei Jahre andauernden Reise erreicht. Es war endlich an der Zeit mich mit der dringendsten Frage von allen zu beschäftigen: „Und was jetzt?“
...
Als jemand, der in Jura und im Journalismus Bescheid wusste, war ich daran gewöhnt, an Fakten zu glauben. Für mich bewiesen die Fakten, dass Jesus der Sohn Gottes war, der die Strafe für meine Fehler am Kreuz auf sich genommen hatte.
...
Am 8. November 1981 sandte ich also ein ehrliches, unzensiertes Gebet an Gott.
Lee Strobel, Der Fall Jesus, Seite 302 - 307
Die alles entscheidende Frage lautet: „Wie geht es weiter?“ Für Lee Strobel bestand die Antwort in seiner Lebensentscheidung für Jesus Christus.
Und für die Frauen am ersten Ostermorgen?
Matthäus 28, Verse 9 bis 10 (Hoffnung für alle): Sie waren noch nicht weit gekommen, als Jesus plötzlich vor ihnen stand. «Seid gegrüßt!» sagte er. Da fielen sie vor ihm nieder und umklammerten seine Füße. Jesus beruhigte sie: «Fürchtet euch nicht! Geht, sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa kommen! Dort werden sie mich sehen.»
Jetzt wird Ostern für sie. Sie werfen sich hin, werfen sich vor ihm in den Dreck, beten ihn an, umfassen seine Füße. Worte reichen jetzt nicht aus. Sie sind sprachlos vor Glück, vor dem Unfassbaren, das sie jetzt doch staunend, langsam begreifen.
In diesem Moment wird alles andere unwichtig. Da ist alle Dunkelheit nur noch Licht, da sind die Sackgassen ihres Lebens wieder frei. Da bricht das durch, was Ostern ausmacht: Der Trotz Gottes gegen Schuld, Tod und Teufel, gegen die Sinnlosigkeit menschlichen Lebens, gegen die Einsamkeit und Resignation. Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.
Als die amerikanischen Astronauten von der ersten Mondlandung zurückgekehrt waren, erklärte Präsident Nixon: „Das ist das größte Ereignis in der Geschichte der Welt seit den Tagen der Schöpfung.“ Auf diesen etwas großspurigen Ausspruch erklärte der bekannte Volksprediger Billy Graham, das hätte der Präsident nicht richtig bedacht, denn die Geburt, der Tod und die Auferstehung Jesu Christi seien das größte und bedeutendste Ereignis der Weltgeschichte.
Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten Band 1, Seite 42
Ähnliches wurde vom 11. September gesagt: „danach ist nichts mehr so wie es war!“ Sicherlich haben die Ereignisse des 11. September die Welt nachhaltig verändert. Aber das einzige Datum, dass wirklich alles auf den Kopf gestellt hat, war der erste Ostersonntag der Weltgeschichte, die leibhaftige Auferstehung Jesu von den Toten!
Es war gegen Ende des letzten Krieges
– schreibt Wilhelm Busch – in den Ostertagen 1944, als viele russische Kriegsgefangene im Ruhrgebiet arbeiteten. Die Sirenen heulten. Alles rannte nach den großen unterirdischen Bunkern. Auch ich machte mich auf den Weg und traf dabei zwei Russen. Sie waren allein. Ihre Bewacher hatten sich wohl schon im Bunker verkrochen. Ich trat auf die beiden zu und sagte mit starker Betonung: „Christos wosskresse!“ Da geschah etwas seltsames: Der eine strahlte richtig auf. Ich habe nicht oft solch ein Leuchten in einem Menschengesicht gesehen. Und wie erschüttert, antwortete er: „Woistinu wosskresse! – Er ist wahrhaftig auferstanden!“Der andere aber fuhr wütend auf. Er spuckte verächtlich auf den Boden, und dann ergoss sich eine Flut von Beschimpfungen über mich, die ich nicht verstand. Aber seine Mienen sagten deutlich, was er meinte: „Verschont uns mit christlichen Worten, ihr, die ihr uns gefangen haltet, uns quält und unmenschlich behandelt.“
Ich konnte ihm nicht antworten. Meine russischen Sprachkenntnisse waren erschöpft.
Nachdenklich ging ich weiter. „So wird es immer sein!“ dachte ich. „Die einen können die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu nicht mehr hören, weil ihnen die Sorgen, die Nöte und der Jammer – oder auch die Verlockungen der Welt zu laut in den Ohren tönen. Die anderen aber freuen sich. Und je dunkler es um sie her ist, desto mehr freuen sie sich an dieser herrlichen Botschaft.“
Die alles entscheidende Frage dieses Tages lautet also: „Glaube ich dieser alten Botschaft?“
Oder besser gesagt: Will ich ihr wieder Glauben schenken? Will ich es auf dieses alt bekannte und vertraute Wort hin - Christus ist auferstanden! - wieder wagen als sein Nachfolger im Hier und Jetzt zu leben?
Während der schrecklichen Kriegszeit
– schreibt Wilhelm Busch weiter – saß ich einmal mit meinem Bruder zusammen. Lange hatten wir unsere Sorgen ausgetauscht um unsere Kirche, um unser Volk, um den dunklen Weg, den die Menschheit beschritt. Das Herz war uns über all dem Reden sehr schwer geworden.Da sagte mein Bruder auf einmal: „Und nun das Ostergelächter!“ Und dann lachten wir – ja, wir lachten zusammen mit dem, „der im Himmel sitzt“, weil Jesus Christus auferstanden ist.
Wilhelm Busch "Unter Menschen", Seite 45 - 46
Nur wer Ostern kennt - wer sich wie die Frauen von damals an den Auferstandenen klammert - braucht nicht zu verzweifeln, was auch immer geschieht! Mitten im Grauen des Alltags darf er im kindlichen Vertrauen vollmächtig das Ostergelächter anstimmen, weil Jesus lebt! Amen!