Feiert, ehrt und vertraut Gott

Nachdem ich gestern morgen im Drogeriemarkt an der Kasse meine Waren bezahlte, wünschte mir die Verkäuferin noch einen schönen Feiertag.

Nun ist das bei Pastoren mit den Feiertagen ja sowieso so eine Sache ...

- Aber wen feiern wir heute eigentlich?

- Und wessen Tag ist das Heute?

Jetzt könnten wir hier und heute lang und breit darüber lamentieren, daß man den kirchlichen Feiertag "Christi Himmelfahrt" einfach in den Vatertag umfunktioniert hat. Nachdem die Mütter bereits am Sonntag gefeiert und geehrt wurden, sind heute eben die Väter dran. Schließlich leben wir in der Zeit der Gleichberechtigung der Geschlechter und vielleicht ist der Vatertag ja auch ein Indiz dafür, daß die Männer langsam anfangen sich zu emanzipieren.

Wir könnten das als Christen, die heute die Himmelfahrt Christi und nicht die Väter feiern, nun lang und breit beklagen, ändern wird sich durch unsere Klage aber wahrscheinlich nichts.

Die Tatsache, daß gesellschaftlich der letzte Sonntag den Müttern und der heutige Feiertag den Vätern gewidmet ist, ist meines Erachtens symptomatisch für eine Gesellschaft, die nicht mehr nach Gott fragt. Wer Gott nicht kennt, kann ihn ja auch nicht ernst nehmen und schon gar nicht feiern. So muß der Mensch, der Gott nicht kennt, eben sich selbst feiern. Dort wo Gott keine Rolle spielt, müssen eben Menschen an die Stelle Gottes treten. Wo sonntags nicht mehr Gott gefeiert wird, werden eben die Mütter gefeiert und wo man Christus nicht mehr als Herrn aller Herren und König aller Könige ehrt, werden eben die Väter geehrt.

Können wir das einer Gesellschaft, die Gott nicht mehr kennt, zum Vorwurf machen, daß sie statt Gott die Menschen ehrt und feiert?

Sind nicht vielmehr wir gefragt, die wir Gott kennen - ob wir denn Gott ernst nehmen und ihn feiern?

Ob wir uns denn der Herrschaft Christi wirklich bewußt sind und in dem Bewußtsein leben, daß Christus im Regimente sitzt?

Oder anders gefragt: Ist Christi Himmelfahrt und die Tatsache, daß Jesus auf der Regierungsbank Gottes Platz genommen hat, für uns lediglich ein historischer Gedenktag, oder eine alltägliche Erfahrung?

Damit sind wir mitten drin in einem spannenden Psalm, der gut zu diesem Tag und zu all diesen Fragen paßt, die dieser Tag "Christi Himmelfahrt" zwangsläufig aufwirft.

Psalm 95: Kommt und jauchzt vor dem HERRN, wir begrüßen ihn mit Freudengeschrei; denn er ist unser starker Helfer! Wir treten vor ihn mit unserem Dank, wir ehren ihn mit unseren Liedern! Denn der HERR ist der höchste Gott, der große König über alle Götter: In seiner Gewalt sind die Tiefen der Erde, und ihm gehören die Gipfel der Berge. Das Meer gehört ihm - er hat es gemacht, und auch das Land - er hat es geformt.

Kommt, verneigt euch, werft euch nieder, geht auf die Knie und betet ihn an, ihn, den HERRN, unseren Schöpfer! Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk, er sorgt für uns wie ein Hirt, er leitet uns wie eine Herde.

Heute gilt es! Hört, was er euch sagt: »Seid doch nicht so starrsinnig wie eure Vorfahren damals in Meriba oder an dem Tag von Massa in der Wüste! Sie haben mich dort herausgefordert, mich haben sie auf die Probe gestellt, und hatten doch meine Taten selber gesehen! Angewidert haben sie mich, die ganze Generation, vierzig lange Jahre! Schließlich mußte ich mir sagen: 'Alles, was sie wollen, ist verkehrt; nach meinem Willen haben sie nie gefragt.' Darum habe ich geschworen in meinem Zorn: 'Niemals werden sie das Land betreten, wo ich ihnen Ruhe geben wollte!'«

Zugegeben, der Wochenpsalm nimmt im 7. Vers eine überraschende und für unsere Ohren auch eine bedrohliche Wendung an. Wenn man diese elf Verse so hört und vielleicht auch in der eigenen Bibel mitgelesen hat, könnte man bei den letzten vier Versen stecken bleiben und bei einer anderen Bestuhlung immer tiefer in den Sessel rutschen. Denn die letzten Verse haben es in sich. Die hören sich nicht gut an. Die klingen sehr bedrohlich. Die machen erst einmal richtig Angst.

Deshalb ist es wichtig, daß wir den ganzen Psalm sehen und nicht nur die letzten Verse. Der ganze Psalm ist eine Einladung, eine Einladung an uns, die wir Gott kennen, ihn zu feiern, ihn zu ehren und ihm zu vertrauen. Der Psalmist - dessen Name uns unbekannt bleibt - lädt uns ein Gott Loblieder zu singen: Kommt, kommt laßt uns Gott feiern.

 

1. Einladung zum fröhlichen Feiern

Die ersten beiden Verse klingen zwar je nach Bibelübersetzung etwas unterschiedlich. Sie gebrauchen aber alle ähnliche Ausdrücke, die in dieselbe Richtung gehen.

Luther: Kommt herzu, laßt uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unsres Heils! Laßt uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen!

Elberfelder: Kommt, laßt uns dem HERRN zujubeln, laßt uns zujauchzen dem Fels unseres Heils! Laßt uns vor sein Angesicht treten mit Dank! Laßt uns mit Psalmen ihm zujauchzen!

Einheitsübersetzung: Kommt, laßt uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles! Laßt uns mit Lob seinem Angesicht nahen, vor ihm jauchzen mit Liedern!

Schlachter: Kommt, laßt uns dem HERRN lobsingen und jauchzen dem Felsen unsres Heils! Laßt uns ihm mit Lobgesang begegnen und mit Psalmen jauchzen!

Bruns: Kommt her, laßt uns dem HERRN zujubeln, laßt uns jauchzen dem Felsen unseres Heils! Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, laßt uns mit Lobgesängen ihm begegnen!

Hoffnung für alle: Kommt, laßt uns dem Herrn zujubeln! Wir wollen ihn laut preisen, ihn, unseren mächtigen Retter! Laßt uns dankbar zu ihm kommen und ihn mit fröhlichen Liedern besingen!

Gute Nachricht: Kommt und jauchzt vor dem HERRN, wir begrüßen ihn mit Freudengeschrei; denn er ist unser starker Helfer! Wir treten vor ihn mit unserem Dank, wir ehren ihn mit unseren Liedern!

Frohlocken, jauchzen, jubeln oder Freudengeschrei sind alles ähnliche Ausdrücke, die in ein und diesselbe Richtung gehen: Gott lautstark mit Liedern zu loben, ihm stehende Ovationen zu bringen, wirklich Gott zu feiern.

Nun ist uns ja nicht immer zum Feiern und wir dürfen ehrlich sein, schon gar nicht immer danach Gott zu feiern. Deshalb nimmt uns der Psalmist hier auch zweimal an die Hand, im ersten und im sechsten Vers und sagt: Kommt und laßt uns. Der Psalmist lädt uns ein Gott mit Herz und Mund zu loben und er nimmt uns dabei an die Hand, weil es uns eben nicht immer nach Loben ist, weder innerlich und noch seltener auch äußerlich und noch seltener so lautstark, wie es in diesem Psalm anklingt: Mit Frohlocken und Jauchzen, mit Jubeln und Freudengeschrei.

Ich weiß nicht, wie es euch ergangen ist, als wir eben am Anfang des Gottesdienstes miteinander Loblieder für und auf unseren Gott gesungen haben?

- Meine eigenen Schwierigkeiten

- HK für Anfänger

Der normale Deutsche singt nicht, er läßt singen. Allenfalls singt er noch in der Badewanne. Aber ansonsten ist nicht viel mit Singen. Von daher haben wir es als Deutsche naturgemäß etwas schwerer als andere. Aber singen gehört nun einmal zu einem Christen. "Dort, wo man singt, da laß dich nieder. Böse Menschen haben keine Lieder", sagt der Volksmund. Innerhalb der Psychotherapie hat man die Musik schon längst als Therapieform entdeckt. Denn Singen befreit. Loben zieht nach oben. Danken bewahrt vor Wanken.

"Wer singt betet doppelt", sagte der Kirchenvater Augustin. Denn beim Singen ist nicht nur unser Kopf, sondern auch unser Herz beteiligt. Und Gott thront über dem Lobpreis seines Volkes (Psalm 22, Vers 4).

Der Psalmist lädt uns nicht nur ein Gott Loblieder zu singen, sondern er sagt uns auch wen wir da mit Herz und Mund feiern:

 Den Fels unseres Heils

 Den König über allen menschengemachten Göttern

 Den Herrn aller Herren

in seiner Hand sind die Tiefen der Erde und die Gipfel der Berge

in seiner Hand ist das Meer und das Festland

Gott wird hier uns als der Herr aller Herren vorgestellt, als der König aller Könige, als der Gott, der größer und mächtiger ist, als alles, was wir kennen und auch als alles, was uns Angst machen will.

Wir stehen auf sicherem Boden. Gott ist ein Fels. Er ist zuverlässig und treu. Auf ihn ist Verlaß. Er hat unser Heil garantiert. Er ist für uns Mensch geworden, auf den Kreuzweg und in den Tod gegangen. Er hat dem Tod die Macht genommen und in Christus über Tod und Teufel triumphiert. Er hat Christus auf den Thron gesetzt.

Alles ist in seiner Hand. Die tiefsten Tiefen der Erde und die höchsten Höhen. Das Meer und das Festland. Gott hält alles in seiner Hand. Und wenn er schon die Schöpfung hält und trägt, dann doch auch dich und mich mit unseren Höhen und Tiefen. Mit unseren Stürmen und auch wenn wir sichere und gute Schritte gehen.

Nichts ist ihm verborgen. Über alles behält er die Kontrolle. Deshalb konnte Hiob seiner Frau sagen, nachdem das Leid über ihn hereinbricht: Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen? (Hiob 2, Vers 10)

Deshalb konnte David trotz aller Nachstellungen Sauls sagen: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen (Psalm 18, Vers 30). Gott ist größer als alle selbsternannten Götter. Gott ist größer als alles, was uns Angst machen will und wie Berge vor uns steht. Gott ist tiefer als alle Tiefen, in die wir geraten könnten. Gott kann jeden Sturm unseres Lebens zum Schweigen bringen. Gott ist bei uns auf allen unseren Wegen.

Er ist der Herr.

Die ersten fünf Verse, die uns einladen Gott als Herrn aller Herrn zu feiern, spannen den Bogen zu diesem Tag und zu Philipper 2, Verse 8 bis 11: Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, daß er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen - alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde; alle müssen feierlich bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Und so wird Gott, der Vater, geehrt.

Wir haben einen großen herrlichen Gott. Und wie können wir das besser als durch unsere Lieder zum Ausdruck bringen, Lieder, die sich wie Gebete direkt an Gott wenden, die ihn beschreiben und ehren. Zugleich sind Loblieder auch Bekenntnis und Verkündigung. Wir bekennen miteinander und voreinander, daß Gott der Herr ist, ganz egal wie es in dieser Welt und wie es in uns aussehen mag. Er ist und bleibt der Herr. Ob wir das im Moment so erleben und erfahren, ob wir das im Moment so empfinden und fühlen, ist dabei zweitrangig. Christus ist der Herr. Gott sitzt im Regiment.

Indem wir Gott Loblieder singen, ehren und rühmen wir Gott, feiern ihn als den Herrn aller Herren und verkündigen es uns selbst noch einmal: Du, Gott ist der Herr. Er ist mächtiger als alle beruflichen und familiären Berge. Du, Gott ist der Herr über dein Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Er ist der Herr deiner Welt. Er ist der Herr dieser Welt und er ist der Herr in Jugoslawien. Er ist größer als Milsowic und mächtiger als die Bomben. Er ist der Herr und er regiert selbst im Chaos dieser Welt.

Kommt, laßt uns diesen Gott feiern. Ihn wieder neu in den Blick kriegen. Es miteinander bekennen und einander verkündigen: Christus ist der Herr!

 

2. Einladung zu demütiger Anbetung

Kommt - sagt der Psalmist weiter - kommt und laßt uns Gott ehren, Verse 6 bis 7: Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm beugen; laßt uns niederknien vor dem Herrn, unserem Schöpfer! Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk. Er kümmert sich um uns wie ein Hirte, der seine Herde auf die Weide führt.

Nach dem ausgelassenen Feiern der Herrschaft Gottes lädt uns der Psalmist ein, diesen Gott anzubeten und zu ehren als den Herrn unseres Lebens. Man beugt die Knie vor einem Herrscher. Man kniet sich vor einem, dessen Macht und Herrschaft man anerkennt.

Auch der sechste Vers klingt je nach Bibelübersetzung etwas unterschiedlich. Aber alle Ausdrücke gehen in dieselbe Richtung.

Luther: Kommt, laßt uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat.

Elberfelder: Kommt, laßt uns anbeten und uns neigen, laßt uns niederknien vor dem HERRN, der uns gemacht hat!

Einheitsübersetzung: Kommt, laßt uns niederfallen, uns vor ihm verneigen, laßt uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!

Schlachter: Geht ein, lasset uns anbeten und niederknien, lasset uns lobpreisen vor dem HERRN, unserm Schöpfer!

Bruns: Kommt her, laßt uns anbeten und niederfallen, ja niederknien vor dem HERRN, der alles geschaffen hat!

Hoffnung für alle: Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm beugen; laßt uns niederknien vor dem Herrn, unserem Schöpfer!

Gute Nachricht: Kommt, verneigt euch, werft euch nieder, geht auf die Knie und betet ihn an, ihn, den HERRN, unseren Schöpfer!

Knien, niederfallen, neigen, beugen, verneigen oder niederwerfen sind alles ähnliche Ausdrücke, die in ein und dieselbe Richtung gehen: Gott durch die Körperhaltung als Herrn der Welt anzubeten und ihn als König anzuerkennen und zu ehren.

Wer Gott feiert, muß nicht mehr sich selbst feiern. Wer Gott ehrt, muß nicht mehr für die eigene Ehre kämpfen. Wer in der Ehrfurcht vor Gott lebt, muß sich nicht mehr vor Menschen fürchten.

Gott ist der Herr und wir sind seine Diener. Gott ist der Schöpfer und wir sind seine Geschöpfe. Er ist unser Gott und wir sind sein Volk. Er ist unser Hirte und wir sind seine Herde. Er ist der Töpfer und wir sind der Ton in seiner Hand. Das Beugen des Körpers, das Niederknien, das sich vor Gott auf den Boden austrecken sind alles Gesten der Unterwerfung und der Demütigung vor Gott, Zeichen der Anbetung Gottes als Herrn aller Herren und Ausdruck der Hingabe des eigenen Lebens an diesen Gott.

Die Verse 6 bis 7, die uns einladen Gott als Herrn unseres Lebens zu ehren und anzuerkennen, spannen den Bogen zu diesem Tag und zu Epheser 1, Verse 21 bis 23: Christus thront jetzt zur Rechten Gottes über allen unsichtbaren Mächten und Gewalten, über allem, was irgend Rang und Namen hat, in dieser Welt und auch in der kommenden. Alles hat Gott ihm unterworfen; ihn aber, den Herrn über alles, gab er der Gemeinde zum Haupt. Die Gemeinde ist sein Leib: Er, der alles zur Vollendung führen wird, lebt in ihr mit seiner ganzen Fülle.

Wir haben einen großen herrlichen Gott. Und wie können wir das besser als durch die Ehrfurcht vor Gott und die Hingabe unseres Lebens zum Ausdruck bringen. Christus ist es wert, daß wir uns vor ihm beugen und uns ganz für ihn verschwenden. Christus ist der Herr. Gott sitzt im Regiment.

 

3. Einladung zum gehorsamen Vertrauen

Und dann kommen die schweren letzten vier Verse, die der Psalmist einleitet mit der Einladung: Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet.

Auch der zweite Teil des siebten Verses klingt je nach Bibelübersetzung etwas unterschiedlich. Aber es geht in eine Richtung.

Luther: Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet

Elberfelder: Heute, wenn ihr seine Stimme hört

Einheitsübersetzung: Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören!

Schlachter: Wenn ihr heute seine Stimme höret

Bruns: Möchtet ihr doch alle heute auf seine Stimme hören

Hoffnung für alle: Hört jetzt auf das, was er euch sagt

Gute Nachricht: Heute gilt es! Hört, was er euch sagt

Der Psalmist lädt uns Heute ein zum gehorsamen Vertrauen.

Anschließend kommt das negative Beispiel des Volkes Israel, aus der Wüste, nachdem die 10 Kundschafter zurückkamen und auch Josua und Kaleb, die dem Volk sagten: Wir können das Land einnehmen. Aber die anderen 10 entmutigten das Volk den Glaubensschritt in das gelobte Land zu wagen. Sie sagten: Da wohnen Riesen, die wir niemals bezwingen können. So fing das Volk an zu jammerten und zu klagten und sagte: Wären wir doch in Ägypten gestorben. Als Gott die 10 Kundschafter straft, indem er sie vor den Augen des Volkes tötet, ändert das Volk seine Gesinnung und sagt: Wir wollen doch. Aber Gott will jetzt nicht mehr und aus dem Eroberungsfeldzug des Volkes wird ein Fiasko. Keiner bis auf Josua und Kaleb, die die Macht Gottes beim Auszug aus Ägypten erlebten und den Gang durch das Rote Meer, die Wolken- und Feuersäule, darf in das gelobte Land. 40 Jahre muß das Volk in der Wüste umherwandern - für jeden Tag den die Kundschafter unterwegs waren ein Jahr. Keiner bis auf Josua und Kaleb durfte in das Land der Ruhe gehen.

Macht es nicht wie sie, sagt der Psalmist. Gott ist der Herr und wenn er euch heute zum Vertrauen einlädt, dann vertraut und zweifelt nicht. Macht euer Herz nicht hart, sondern seid offen für das, was Gott euch sagt und zeigt und dann geht und lebt.

Der Psalmist lädt uns ein Gott beim Wort zu nehmen. Gott nicht nur durch Lieder zu feiern und durch eine Verbeugung die Ehrfurcht zum Ausdruck zu bringen, sondern sich jetzt auch bewußt und willentlich dafür zu entscheiden, jeder für sich in Beruf und Familie, Gott als Herrn anzuerkennen, seiner Stimme zu gehorchen und ihm zu glauben.

Die Verse 7b bis 11, die uns einladen Gott in unserem Alltag zu vertrauen, spannen den Bogen zu diesem Tag und zu Hebräer 4, Vers 11: Wir wollen also alles daransetzen, zu dieser Ruhe zu gelangen! Niemand soll - nach dem abschreckenden Beispiel, das damals das Volk in der Wüste gab - durch Ungehorsam zu Fall kommen und von ihr ausgeschlossen bleiben.

In diesem Psalm kommen alle Elemente vor, die in jedem christlichen Gottesdienst vorhanden sind, ganz egal ob es sich dabei um einen katholischen oder evangelischen, um einen landeskirchlichen oder freikirchlichen oder um einen charismatischen oder evangelikalen Gottesdienst handelt:

 Anbetung

 Verkündigung

 Gemeinschaft

 Sendung

Die Anbetung finden wir in den Versen 1 - 2 und 6, die Verkündigung in den Versen 3 bis 5 und 7, die Gemeinschaft kommt im ganzen Psalm zum Ausdruck, denn dieser Psalm lebt vom Miteinander des Volkes, vom gemeinsamen Feien und Ehren Gottes.

Die Sendung in den Alltag und in die Welt finden wir in den Versen 7b bis 11. Der Psalmist entläßt die Gemeinde aus dem Gottesdienst in den Alltagsdienst mit der Einladung dort auf die Stimme Gottes zu hören, ihm zu gehorchen und treu zu bleiben.

Biblisch beginnt die Woche mit dem Sonntag. Der Alltag wird durch den Sonntag eingeleitet. Vor der Sendung steht die Anbetung, die Verkündigung und die Gemeinschaft in der Gegenwart des Herrn aller Herren. Und der Alltagsdienst wird durch den Gottesdienst der nächsten Woche auch wieder beendet.

So ist dieser Psalm wie ein Kreis. Nach dem 11. Vers kommt wieder der 1. Vers. Nach dem Alltag kommt der Sonntag und auf den Gottesdienst folgt der Alltagsdienst.

Dabei macht der Psalmist deutlich, daß es gerade auf diesen Alltag ankommt, daß sich dort alles entscheidet, Leben und Tod, Glauben oder Unglauben, Vertrauen oder Mißtrauen. Gott will nicht nur in der Gemeinschaft der Christen am Sonntag geehrt und ernst genommen werden, sondern gerade dort wo wir im Alltag und oft auch alleine sind. Dort, lädt er uns ein zum Glauben und Vertrauen. Nur dort, in der rauhen Alltagswirklichkeit läßt sich das erfahren und erleben, was der Psalmist in den Versen 3 bis 5 und 7 verkündigt hat: Das Gott größer ist als alles, daß er der Herr ist über allem, daß Gott regiert, selbst wenn Berge vor uns stehen und sich die Erde vor uns auftut. Er ist und bleibt der Herr und wir sind eingeladen, davon nicht nur zu singen, miteinander das zu bekennen und einander das zu verkündigen, sondern daran festzuhalten und das in unserm Beruf und Familie, in Freud und Leid zu leben und glauben, daß er der Herr ist.

So lädt nicht nur der Psalmist, sondern auch dieser Tag "Christi Himmelfahrt" uns ein: Das nicht nur hier und heute zu feiern und zu bekennen, sondern auch tatsächlich so zu leben und daran festzuhalten, daß Christus Herr ist, Herr aller Herren und König und Könige, hier und jetzt und gleich wenn jeder von uns nach Hause geht.



Krefeld, den 13. Mai 1999
Pastor Siegfried Ochs



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