Nur einer sagt Danke!

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Man kann zählen, wie viele Samenkörner in einem Apfel sind. Aber man kann nicht zählen, wie viele Äpfel in einem Samenkorn sind.“

Ein Hoffnungssatz für alle, die sich in andere Menschen investieren. Jede liebevolle Zuwendung ist ein Samenkorn. Jeder freundliche Blick. Jedes gute Wort. Jedes Wort von Gott. Niemand weiß, wie viele Äpfel es enthält. Viele von uns können das mit ihrer Lebensgeschichte belegen. Hätte es da nicht im richtigen Moment den einen Menschen mit dem richtigen Wort gegeben. Den einen, der nicht aufhörte zu beten. Den anderen, der sich nicht abwendete.

„Man kann zählen, wie viele Samenkörner in einem Apfel sind. Aber man kann nicht zählen, wie viele Äpfel in einem Samenkorn sind.“ Das ist auch ein gutes Wort gegen die Resignation und die Frage „Was bringt's?“

Hätte Jesus nur auf die greifbaren Resultate gesehen, wäre er niemals bis zum Kreuz gegangen. Hätte er nur danach gefragt: „Was bringt's?“ hätte er nie sein Leben für uns hingegeben.

Lukas 17, Vers 11 bis 19 (Hoffnung für alle): Sie waren unterwegs nach Jerusalem. Ihr Weg führte sie durch das Grenzgebiet zwischen Galiläa und Samarien. In einem Dorf begegneten ihnen zehn Leprakranke. In der vorgeschriebenen Entfernung blieben sie stehen und riefen: «Jesus, Meister! Hab doch Erbarmen mit uns!» Er sah sie an und forderte sie auf: «Geht zu den Priestern und zeigt ihnen, daß ihr geheilt seid!» Auf dem Wege dorthin wurden sie gesund.

Einer von ihnen lief zu Jesus zurück, als er merkte, daß er geheilt war. Laut lobte er Gott. Er warf sich vor Jesus nieder und dankte ihm. Und das war ein Mann aus Samarien. Jesus fragte: «Habe ich nicht zehn Männer geheilt? Wo sind denn die anderen neun? Weshalb kommt als einziger dieser Fremde zurück, um sich bei Gott zu bedanken?» Zu dem Samariter aber sagte er: «Stehe auf! Dein Glaube hat dich gerettet.»

Eine frustrierende Geschichte. Jesus hat sich wieder einmal investiert und das Ergebnis fällt mehr als nur dürftig aus. Nicht einmal 50%. Nur gerade mal 10% - nur einer. Nur einer kommt zurück und sagt Danke!

Lohnt sich dafür der Einsatz?

Eine frustrierende Geschichte und eine passende zu Erntedank dazu. Nur einer sagt Danke. Nur einer kommt zurück. Nur einer!

Wo bleiben die Anderen? Weshalb fällt ihnen dass nicht ein, was für den Samariter normal und selbstverständlich ist?

„Undank ist der Welt Lohn“, heißt auch ein Sprichwort.

Von den neun anderen fehlt jede Spur und es bleibt völlig offen, warum sie nicht zurück und zu Jesus kamen, um sich bei ihm zu bedanken. Das wäre doch das mindeste gewesen, sich wenigstens für ihre Heilung zu bedanken.

Aber wahrscheinlich waren sie danach viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt - mit dem normalen Leben - das für sie nach ihrer Heilung wieder begann.

Vielleicht war das für sie auch selbstverständlich - für sie als fromme Juden - dass Jesus, den sie als Meister und Lehrer für ihre Heilung anflehten, auch so handelt, wie man das von ihm erwartet. Schließlich gehörten sie doch zum auserwählten Volk Gottes. Sie waren doch nicht irgendwer. Sie hatten Gott doch per Gesetz schon auf ihrer Seite. Sie waren Juden, auch wenn es sich dabei zuerst einmal um kranke Juden, um Leprakranke handelte. Da kann doch auch ein Herr Jesus nicht einfach dran vorbeigehen - an solche auserwählten Menschen!

Und außerdem war das doch sein Geschäft: Menschen zu heilen! Überall erzählte man sich von diesen Wundern, die dieser Zimmermannssohn aus Nazareth anstellte. So wie ein Polizist den Verkehr regelt, der Bäcker Brötchen verkauft, so heilte dieser Jesus eben Kranke. Das war sein Geschäft und damit Basta. Es kommt doch auch keiner auf den Gedanken, sich beim Polizisten für die Knöllchen oder beim Bäcker für die Brötchen zu bedanken. Weshalb soll man sich also bei Jesus für etwas bedanken, was schließlich auch nur sein Geschäft war.

Und außerdem: „Danken verpflichtet!“ Wer weiß, was dieser Jesus als kleines Dankeschön von uns erwartet und vielleicht sogar dann auch noch fordert? Nachher werden wir von ihm noch in die Nachfolge gerufen und müssen wie die 12 anderen durch ganz Palästina tiegern und jedem dann von dieser Heilung erzählen.

„Undank ist der Welt Lohn!“ Eine frustrierende Geschichte. Nur einer kommt zurück, um sich zu bedanken! Dabei handelt es sich nun nicht gerade um eine Lappalie. Dass da zehn Menschen von Lepra geheilt werden, das ist schon was. Schließlich waren diese Menschen durch ihre Krankheit vorher von der Gesellschaft ausgeschlossen. Keiner wollte etwas mit ihnen zu tun haben. Sie mussten außerhalb der Stadt leben - in einem Lager quasi - einem Aussätzigenlager. Sie lebten von den Almosen der anderen. Aber sie bekamen keine Liebe. Sie waren Ausgestoßene, Aussätzige.

Das war also keine Kleinigkeit, was hier passierte. Jesus heilte hier nicht ein paar Kopfschmerzen und die können schon schlimm sein. Er heilte Lepra. Und damit machte er nicht nur diese Menschen gesund, sondern gab ihnen damit auch ihren Platz in der Gesellschaft und der Familie zurück. Er schenkte ihnen das Leben zum zweiten Mal.

Dafür kann man sich ja wohl bedanken. Das ist ja nun keine Kleinigkeit. Das ist ja schon was. Das fällt ja wohl schon aus dem Rahmen. Das gehört sich ja wohl einfach, dass man sich für so etwas bedankt. Hier geht es nicht um einen durch den Kalender verordneten Dank am Erntedanktag. Hier geht es um eine Heilung, um etwas, das aus dem Rahmen fällt, um etwas, wofür einem das Danken nun wirklich leicht fallen sollte.

Aber selbst dieses Wunder, diese Heilung und dass man das Leben zum zweiten Mal geschenkt bekommt, lässt nur einen Danke sagen! Die anderen neun kommen nicht zurück.

Die Bereitschaft zum Danken liegt also nicht an dem, was wir erleben, an der Größe des Wunders! Auch wenn wir vielleicht vorschnell sagen würden: Wenn ich so etwas erlebt hätte, da wäre ich doch zweimal zurückgekommen und hätte mich doppelt und dreifach bedankt!

Die Bereitschaft zum Danken liegt nicht an dem, was wir erleben und erfahren. Dankbarkeit ist eine Einstellung und Lebenshaltung!

Es ist eine Frage der Blickrichtung. Wir können auf das sehen, was in unserem Leben schief läuft und wir werden so das Danken vergessen. Oder aber wir lernen auf das zu sehen, was Gott uns schenkt, wie er uns täglich mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen, wie er täglich neu - meistens sogar ungebeten - die Bitte um das tägliche Brot erhört, wie er uns täglich neu an das Kreuz erinnert und daran, dass Jesus dort sein Leben für unser Leben gab und das gilt ja auch an diesem Tag - wie seltsam dieser Tag auch immer werden mag - wie an jedem anderen Tag. Wir leben, weil Jesus sein Leben für uns gab!

Wir können täglich neu auf die dunklen Wolken sehen und uns so um die Sonne bringen. Oder aber wir lernen auf die Sonne zu blicken, die selbst an trüben Tagen immer noch scheint. Es liegt wirklich an unserer Blickrichtung!

Ein Glas, das bis zur Hälfte gefüllt ist, ist für uns entweder halb leer oder halb voll. Es kommt auf die Blickrichtung an. Es kommt auf die Einstellung an. Es kommt darauf an, ob wir daran glauben, dass Gott es gut mit uns meint, dass er uns wirklich lieb hat und nur das Beste für uns will, dass er eben mit uns und für uns ist. Oder aber wir mühen uns alleine ab und glauben in Wahrheit nicht wirklich daran, dass Gott wie ein liebender Vater uns liebevoll mit allem versorgen wird.

Es liegt an der Blickrichtung. Wenn wir nur auf die dunklen Wolken sehen, werden wir die Sonne niemals entdecken.

Und es liegt am Nachdenken. Wenn wir alles als selbstverständlich hinnehmen, was in unserem Leben passiert, werden wir die alltäglichen Wunder übersehen. Nur wer nachdenkt, wird auch danken! Und nur wer nicht alles selbstverständlich nimmt, wird sich bei Jesus auch für die kleinen und großen Wunder bedanken. Das hat nichts mit positivem Denken oder Schönfärberei zu tun. Denn manchmal wird unser Danken zum Lobpreis unter Tränen, zu einem Trotzdem und Dennoch des Glaubens. Nein, wenn Christen Gott danken betreiben sie keine Schönfärberei oder optimisteln positiv vor sich her. Sie klammern das Dunkle und Schwere nicht aus. Sie verdrängen das Unbegreifliche nicht. Sie danken Gott trotz dem Schweren. Sie danken Gott dennoch. Weil Gott uns letztlich selbst auf unseren krummen und unbegreiflichen Wegen noch festhält und durchträgt. Weil Gott uns selbst auf schuldbeladenen und glaubenslosen Wegstrecken nicht loslässt.

Danken hat mit unserer Blickrichtung und mit unserem Nachdenken zu tun! Und vielleicht sind wir deswegen oft so unzufrieden und verzagt, so resigniert und frustriert, weil wir uns einerseits vom Negativen gefangen nehmen lassen und andererseits übersehen, was Gott uns alles schenkt und für uns bereit hält.

Wer Gott in Jesus Christus gefunden hat, hat allen Grund zum Danken, weil er täglich erkennen und erleben darf, dass sich einer um uns kümmert, selbst wenn kein Mensch sich mehr um uns sorgt.

Danken hat mit unserer Blickrichtung und unserem Nachdenken zu tun! Wer anfängt Gott zu danken wird frei vom dunklen Sog, der uns nach unten ziehen will. Denn wer Gott danken will muss nachdenken und er wird seine Blickrichtung dabei ändern. Weg von den dunklen Wolken, hin auf Jesus, der mit uns durch jeden Tag geht, durch dick und dünn. Wer anfängt Gott zu danken und deshalb über das Gute in seinem Leben nachdenkt, lernt trotzdem und dennoch zu sagen und erstickt nicht am Leid.

Die Krankenkassen empfehlen uns eine Grippeschutzimpfung beim Arzt, möglichst noch in diesem Monat.

Tägliches Danken ist wie so eine Schutzimpfung. Danken macht zwar nicht gegen Grippe immun und einmaliges Danken im Erntedankgottesdienst reicht dafür auch nicht aus. Aber es könnte immerhin der Anfang sein, der Anfang für eine neue Blickrichtung und vor allen Dingen für eine andere Lebenshaltung.

Tägliches Danken ist wie eine Schutzimpfung. Denn tägliches Danken hat sieben wichtige Eigenschaften:

1. Danken fördert die körperliche Gesundheit

Eine Studie der University of Texas hat nachgewiesen, dass Menschen mit einer optimistischen Lebenseinstellung seltener als Pessimisten Anzeichen von Gebrechlichkeit zeigen.
Der Wissenschafter Glenn Ostir erklärte, dass es eine Verbindung zwischen Geist und Körper gäbe. „Unsere Gedanken und Einstellungen beeinflussen die körperlichen Funktionen sowie die Gesundheit allgemein.“

http://www.medizinauskunft.de/artikel/wohlfuehlen/14_09_altern.php

Matthäus 6, Vers 22 bis 23 (Gute Nachricht): Aus dem Auge leuchtet das Innere des Menschen: Wenn dein Auge klar blickt, ist deine ganze Erscheinung hell; wenn dein Auge durch Neid oder Habgier getrübt ist, ist deine ganze Erscheinung finster.

2. Danken vertreibt ängstliche Sorgen

Matthäus 6, Vers 26 (Gute Nachricht): Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte - aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel!

3. Danken bewahrt vor Sünde

1. Timotheus 4, Vers 4 (Luther): Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.

4. Danken lässt uns teilen

Apostelgeschichte 4, Vers 32 und 34 (Einheitsübersetzung): Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt.

Wer nicht mehr sich selbst, sondern Gott als den Geber aller guten Gaben feiert, ist zum Teilen befreit und wird nicht mehr von seinem Besitz besessen.

5. Danken verändert das Miteinander

Philipper 1, Vers 3 bis 5 (Einheitsübersetzung): Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke; immer, wenn ich für euch alle bete, tue ich es mit Freude und danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt vom ersten Tag an bis jetzt.

6. Danken schafft soziale Kompetenz

Apostelgeschichte 2, Vers 47 (Hoffnung für alle): Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt.

7. Danken eröffnet neue Wege

Psalm 50, Vers 23 (Luther): Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.

Tägliches Danken ist tatsächlich wie eine Schutzimpfung. Tägliches Danken:

- fördert die körperliche Gesundheit

- vertreibt ängstliche Sorgen

- bewahrt vor Sünde

- lässt uns teilen

- verändert das Miteinander

- schafft soziale Kompetenz

- eröffnet neue Wege

So wie sich jeder einzelne von uns heute morgen dafür entscheiden musste aus dem Bett zu steigen um in den Gottesdienst zu kommen, so sollten wir uns auch jeden Tag neu für das Danken entscheiden.

Einer von ihnen lief zu Jesus zurück und dankte ihm. Dieser einer stieg aus der Gruppe aus, aus der damaligen Schicksalsgemeinschaft der Kranken und Klagenden und jetzt eben aus der Gruppe der Geheilten. Er änderte seine Einstellung und Blickrichtung. Er schwamm nicht mehr mit der Masse mit. Er blieb stehen. Er dachte nach. Er kehrte um und zurück zu Jesus. Diesem einen sagte Jesus: Dein Glaube hat dich gerettet.

Es beginnt mit meiner Entscheidung, meine bisherige Lebenshaltung aufzugeben und ein neues Verhaltensmuster einzuüben. Durch tägliches Danken behalten wir den Impfschutz, oder wie Paulus sagte, Epheser 5, Vers 20 (Gute Nachricht): Dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen.



Krefeld, den 2. Oktober 2005
Pastor Siegfried Ochs



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