Und? Fängt jetzt endlich Weihnachten an? Mit dieser Christvesper? Mit dem Zurücklehnen nach all diesen stressigen, lauten und vielleicht sogar erkältungsreichen Tagen? Nachdem jetzt alles gekauft, besorgt, vorbereitet, geputzt und verpackt ist?
Fängt jetzt also endlich Weihnachten an?
Letzte Woche sagte mir jemand – einer aus der Manageretage, aber nicht nur er, sondern mit ihm gleich viele andere: „Weihnachten ist die Hölle! Nichts als Stress und Hektik. Ein Termin jagt den nächsten, und alle wollen noch vorher ihr Schäfchen ins Trockene bringen.“
Kann jetzt also endlich Weihnachten anfangen? Nachdem die Geschäfte geschlossen und die Firmen ihren Betrieb erst einmal eingestellt haben?
Ja und nein! Denn genau genommen hat Weihnachten ja schon längst angefangen. Seit mehr als 2000 Jahren leben wir von dieser einen Heiligen Nacht, und nichts anderes meint Weihnachten. Weihnachten, die „wihe naht“ bedeutet „die geweihte Nacht“! Jene eine Nacht, die alles auf den Kopf stellte, die den Himmel auf die Erde holte, die Gott Mensch werden ließ, unscheinbar in einem Kind, unbegreiflich die Sache mit der Jungfrauengeburt und doch unübersehbar für die Menschen von damals und für uns, die wir uns heute wieder an diese eine Nacht von damals erinnern.
Jesaja, ein Prophet des alten Israel bringt es mit seinen Worten – lange vor der Geburt Jesu geschrieben – deutlich auf den Punkt,
Jesaja 9, Vers 1 bis 5 (Einheitsübersetzung): Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt, wenn Beute verteilt wird. Denn wie am Tag von Midian zerbrichst du das drückende Joch, das Tragholz auf unserer Schulter und den Stock des Treibers. Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.Was für Jesaja - ca. 800 Jahre vor Christi Geburt - noch Zukunft war, ist für uns heute schon eine 2.000 Jahre alte Geschichte: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Daran erinnert uns Weihnachten, an diese eine Nacht!
Gott kommt in Jesus an, in diesem Kind von Bethlehem. Gott macht Station in unserer Welt! Er platzt heraus aus dem Himmel und hinein in unseren grauen Menschenalltag! Weihnachten heißt Ankunft Gottes in dieser Welt.
Gott hielt sich nicht raus aus unserem Leben, unserer Schuld und unserer Vergänglichkeit. Er hängt sich mit und durch Jesus in unsere Welt hinein, durchleidet das Dunkel unseres Menschseins bis hin zum bitteren Tod am Kreuz.
Mit Weihnachten brach der Himmel in diese Welt hinein, die Ewigkeit in die Vergänglichkeit, die Zukunft in die Gegenwart, so sagt es Jesaja! Seit damals, seit dieser Geburt, seit dieser einen Nacht ist in dieser Welt nichts mehr beim Alten.
DENN uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.Fast 800 Jahre hat es gedauert, bis sich diese alte Prophezeiung buchstäblich vor den Toren Jerusalems im Provinznest Bethlehem erfüllt und die himmlischen Boten das Weihnachtsevangelium verkündigen,
Lukas 2, Vers 10 bis 12 (Luther): Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.Was für eine Nacht und was für ein Kind? Prophezeit und Wirklichkeit! Gott selbst hat uns besucht, nicht der Weihnachtsmann, kein Schutzengelverschnitt und auch kein verkitschtes Christkindlein. Heiland, Christus und Herr sind seine Namen. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit und Fürst des Friedens.
Das lässt sich nicht verfilmen!
Ach, übrigens haben Sie bei Ihren Einkäufen auch an die aktuelle Fernsehzeitung für die Feiertage gedacht?
Vergessen? Macht nichts! Zum Glück gibt es ja PRISMA, das kostenlose Wochenmagazin zur Tageszeitung. Wenn Sie die aktuelle Ausgabe vom 24. bis 30. Dezember zur Hand nehmen, finden Sie neben dem Feiertagsprogramm auch ein Weihnachtsrätsel, in dieser Art und Form meines Wissens erstmalig und mit folgenden Sätzen eingeleitet:
„Kann es Weihnachten Schöneres geben, als sich zusammenzusetzen und alten Bibelgeschichten zu lauschen? Unser Weihnachtsrätsel erzählt so eine Geschichte...“ und anschließend werden sieben biblische Fragen zur Geburt Jesu gestellt und als Lösungswort einer der Titel Jesu gesucht. Unter dem Lösungswort heißt es: „Naheliegend, nicht?“PRISMA hat es kapiert. Damit fängt Weihnachten an. Mit dieser einen Heiligen Nacht, mit diesem Kind, dem Heiland der Welt, der Himmel Himmel sein ließ, um unser Leben wieder heil und ganz zu machen und uns buchstäblich zurück in die Arme Gottes zu bringen.
Weihnachten ist keine Stimmung, auch kein harmonisches Familienfest mit Warenumtausch beim Kerzenlicht. Weihnachten beginnt auch nicht mit dem Gänsebraten oder wie auch immer die von uns geliebten Zutaten beim Fest der Feste heißen mögen.
All das darf sein, doch wenn die Nebensachen zur Hauptsache erklärt werden, muss man sich nicht wundern, wenn es für einen nicht wirklich Weihnachten wird.
Weihnachten scheint eher wie eine Landschaft zu sein,
ein Dorf am Niederrhein – wie Hanns Dieter Hüsch schreibt - zwischen Wachtendonk und Keppeln, wo die Menschen sitzen, wenn sie sitzen, stehen, wenn sie stehen, liegen, wenn sie liegen, so schwer ist oft ihr Herz, und sie können es nicht ausschütten. Auch am Heiligen Abend stehen sie meist verlegen neben dem Baum und sagen: „Da wommer ma de Geschenke auspacken.“© aus „Das kleine Weihnachtsbuch von Hanns Dieter Hüsch, tvd-Verlag, Seite 32
Wie kommen wir in dieses Land, das Weihnachten heißt. Am Kalender liegt es ja nicht, auch wenn heute der 24. Dezember draufsteht. An den vielen schönen Äußerlichkeiten liegt es letztlich ja auch nicht. Und mit dem familiären Zusammensein ist das auch so seine Geschichte.
Wie kommen wir nur in dieses Land, das Weihachten heißt?
Wir können ja nicht wie Lucy durch den Schrank klettern, um dann auf der anderen Seite im Land Narnia aufzutauchen.
Unser größtes Problem mit diesem Fest ist, dass wir Weihnachten mit einer heilen Welt verwechseln. Alles muss stimmen: Die Geschenke, das Essen und das Miteinander im trauten Familienkreis. Die Erwartungen sind gewaltig - und sie werden in aller Regel immer wieder enttäuscht. Denn Weihnachten gibt’s keine heile Welt, weder damals noch heute. Herodes war machtgeil und neidisch auf das Kind, diesen neugeborenen König der Juden, wie die Weisen es nannten. Voll gefährlicher Eifersucht ließ er alle Kinder im Alter bis zu zwei Jahren rund um Bethlehem umbringen. Heile Welt? Wohl eher mehr als der normale Wahnsinn! Doch selbst diese feige und tötende Machterhaltungsmaschinerie ist vorhergesagt und wurde prophezeit von Jeremia, ebenfalls einem Sprachrohr Gottes aus alten Tagen,
Jeremia 31, Vers 15 (Einheitsübersetzung): Ein Geschrei ist in Rama zu hören, bitteres Klagen und Weinen. Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, um ihre Kinder, denn sie sind dahin.Beides lässt sich in der Bibel finden: Die tiefen menschlichen Abgründe einerseits und Gottes unnachgiebiges trotziges Dennoch andererseits. Die Bibel lohnt sich nicht nur an Weihnachten zu lesen. Sie macht deutlich, wie verloren und auch wie verlogen wir sind und zugleich zeigt sie uns auf, wie kostbar und wichtig wir Gott sind. So wertvoll, dass er für uns alles aufgab und es Weihnachten werden ließ.
Übrigens auch Narnia, dieses Land, das C.S. Lewis erfunden hat und das jetzt bildgewaltig im Kino zu bestaunen ist, ist keine heile Welt. Auch dort tobt der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Aslan, dem Löwen und der weißen Hexe Jadis.
Wir kommen in dieses Land, das Weihnachten heißt, wenn wir damit aufhören, unser Heil woanders zu suchen, als allein bei diesem Heiland, dem Kind von Bethlehem, dem Mann vom Kreuz. Wir betreten dieses neue Land, wenn wir die Geschichte von dem Kind zu Ende lesen und vor Karfreitag nicht schlapp machen. Wir erreichen es, wenn wir kommen, wie wir sind, gläubig oder ungläubig, reich oder arm, als Familie oder allein stehend und für dieses Kind hier und jetzt zur Krippe werden. Vor 2000 Jahren wurde dieses Kind in eine Futterkrippe gelegt. Nach Karfreitag und Ostern, nach Himmelfahrt und Pfingsten sucht der lebendige Gott Menschen als seinen Wohnort aus, Menschen, die sich ihm zur Verfügung stellen, so wie es in dem alten Weihnachtslied von Paul Gerhard „Ich steh an deiner Krippen hier“ in der letzten Strophe heißt: „So lass mich doch dein Kripplein sein, komm, komm und kehre bei mir ein mit allen deinen Freuden!“
Die beste Krippe ist eines Menschen Herz, sagte mal jemand. So kommen wir in dieses Land, das Weihnachten heißt, indem wir, Du und ich, unser Herz, unser Leben, was wir sind und haben, diesem Kind – Jesus von Nazareth, dem Mann vom Kreuz – öffnen und ihn als unseren Heiland und Herrn ehren, ihn ernst nehmen und folgen, wo immer es lang geht und was immer es kostet!
Weihnachten ist mehr als nur ein Familienfest, drei freie Tage oder ein Land, das nirgendwo liegt. Weihnachten ist der Beginn eines Abenteuers, eines Lebens trotzdem und dennoch, für den und mit dem, der alles für uns gegeben hat: Jesus Christus!
So wird wirklich Weihnachten. Und das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. Amen.